04März
2013

Uruguay

Nach all dem Klettern und Fliegen der vergangenen Tage und Wochen gedachte ich, mir mal ein paar entspanntere Tage an der Atlantikküste zu gönnen. Eine Woche Uruguay sei ausreichend, dachte ich mir. Ist ja nicht so groß dachte ich mir außerdem. Und alle Reiseführer scheinen das ja zu bestätigen: Es gibt keine für Uruguay. Meistens wird das in einem Buch über Argentinien am Rande mit abgehandelt. Und auch ich bin da nicht besser und handle die ganze Nation in einem Blogeintrag ab, was ja sonst bestenfalls der Umfang für eine einzelne Stadt ist.

Ich hatte mir dabei 3 Orte an der Küste ausgesucht. Da ich eine Busverbindung von Córdoba nach Punta del Este (Ostspitze) auftreiben konnte, wollte ich danach einfach mit kleinen Fahrten wieder Richtung Westen und schließlich nach Buenos Aires kommen.

Mein erster Zwischenstopp war dabei ein kleiner Vorort von Punta del Este namens Punta Ballena (Walspitze). Ich hatte nur den Namen und die Anschrift von meiner dortigen Unterkunft zur Hand und meinte, ich könne das einfach finden, indem ich Leute auf der Straße fragte. Nach Punta Ballena kommen war auch recht einfach, da mich der Busfahrer einfach schon ein Stück vor Punta del Este an der entsprechenden Haltestelle absetzte. Ich folgte von dort erstmal der einzigen Nebenstraße bis ich den ersten Passanten traf und mich nach meinem Hostel erkundigen konnte. Der wieß mir auch gleich eine Richtung und meinte sowas wie: "Ja, ´nen guten Kilometer da lang."

Nur um auf der sicheren Seite zu sein, fragte ich dann etwas später einen weiteren Uru nach dem Hostel Casablanca. Entschlossen zeigte er in die gleiche Richtung wie der erste und meinte: "Kenn ich, nach Casapueblo geht´s da lang." Als ich ihm erklärte, dass das ja gar nicht das sei, was ich suchte, versuchte er noch ein paar mal, mir den Weg nach Casapueblo zu weisen, bevor er gestand, Casablanca gar nicht zu kennen. So Ähnlich ging das dann noch eine Weile so weiter. Offenbar gehört die Region zu denen, in welchen es als unhöflich gilt, einem fragenden Fremden nicht behilflich zu sein. Da macht es dann auch nichts, wenn man als Gefragter das Gesuchte nicht kennt. Notfalls erzählt man eben irgendwas. Letztlich traf ich dann ein paar Leute, die Google Maps zu Rate zogen und mich dann sogar mit ihrem Auto da absetzten, aber der Tag war trotzdem halbwegs gegessen.

Vom Strand hatte ich dann die nächsten Tage nicht so viel, da es meist regnete und oft auch sehr windig war. Dafür aber konnte ich die Casapueblo besuchen (ich wusste ja schon, wo die sich bedindet), was die über Jahrzehnte gewachsene Villa des lokalen Künstlers Carlos Páez Vilaró ist.

Aber man hat von überall Blick auf´s Meer.

Am Montag ging es dann weiter nach Montevideo, in die uruguayanische Hauptstadt. Das dauerte etwas länger als gedacht. Die Hostelrezeptionistin in Punta Ballena hatte mir zwar telefonisch eine Reservierung in einem Bus verschafft, aber das schien den Busfahrer nicht weiter zu interessieren. Der fuhr einfach an der Haltestellt vorbei. Im Zuge kollegialer Verbundenheit machte es ihm der Fahrer des nächsten Folgenden Buses gleich. Leicht genervt konnte ich dann aber doch noch einen Bus zum Anhalten bewegen.

Montevideo liegt in etwa da, wo das Fussdelta des Rio de la Plata in den Atlantik übergeht und besteht im Zentrum hauptsächlich aus zwei Gebäudetypen: Enorm prunkvolle Villen in Reihenhausform mit Türmen, Balkonen und reich verzierten Fassaden sowie ziemlich hässlichen Klotzhäusern. Zwischen beiden Extremen gibt es nicht viel. Außerdem ist auffällig, wie unglaublich viele Leute mit ihrem Mate-Pot und einer Thermoskanne unterwegs sind. Mate scheint fast sowas wie eine Volksdroge zu sein, nur eben keine allzu Harte.

Zu den Sehenwürdigkeiten gehören das Stadion, in dem Uruguay der erste Fußballweltmeister wurde, eine langgezogene Parkanlage mit original nachgemachter Burg sowie die Strandpromenade.

Ansonsten ist Montevideo aber nicht mit besonders vielen Highlights gesegnet. Dennoch bleibt der Eindruck, dass es wohl zum Leben eine der interessanteren Städte Südamerika ist.

Zum Abschluss ging es dann noch nach Colonia de Sacramento. Dabei handelt es sich um eine kleine Stadt, deren Zentrum von Portugisen gegründet wurde und welches noch heute vergleichsweise alte Gebäude und Reste der Stadtmauer besitzt.