12März
2013

Buenos Aires

Während knapp einer Woche Aufenthalt in Buenos Aires musste ich feststellen, dass zahlreiche der europäischen Auswanderer, die Argentinien bevölkern, wohl ihre Heimatstädte vermisst haben müssen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, warum am Delta des Rio de la Plata Madrid nachgebaut wurde. Damit das nicht ganz so sehr auffällt, wurden zwar die Sehenswürdigkeiten ausgetauscht, aber das Stadtbild ist im Grunde genommen das gleiche. Statt der Gran Via gibt es die 9-de-Julio-Allee, statt der Puerta del Sol gibt es die Plaza de Mayo und die zwei rivalisierenden örtlichen Fußballvereine heißen eben nicht Real und Atheltico sondern Boca und River.

Auch kulturell wirkt die argentinische Hauptstadt ziemlich europäisch. Gut, dass auf zahlreiche Plätzen die Flagge wehte - wenngleich während meiner Anwesenheit wegen Chavez´ Tod meist nur auf Halbmast. Sonst hätte ich das eine oder andere Mal fast vergessen, dass ich in Südamerika bin.

Zu den Klassikern unter den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem das Kolumbus-Theater, Recoleta mit seinem Friedhof, Palermo mit seinen großen Parkanlagen, Boca mit seinem Stadion sowie das Zentrum mit den großen Flaniermeilen, Plätzen und zahlreichen Gelegenheiten, Geld auszugeben.

...und von innen.

Erst am letzten Tag besichtigte ich dann aber ein paar Sachen, die doch etwas anders sind, als in Madrid. Da wäre zum einen Tigre zu nennen. Das ist einer der außerhalb gelegenen Orte, die nur durch eine imaginäre Linie vom eigentlichen Buenos Aires getrennt sind - vom Zentrum bis in die meisten Vororte gibt es durchgehend Bebauung. Tigre liegt direkt am Ufer des Rio de la Plata, der hier über 200km (sic!) breit ist. Aufgrund der zahlreichen mitgeschwemmten Sedimente haben sich dort etliche kleine Inseln gebildet, die mit vielen Stegen und Häusern auf Stelzen bebaut wurden.

Außerdem besuchte ich am Abend noch eine Tangoshow, die es hier in recht großer Vielfalt gibt und die meist in eigenen Theatern stattfinden und damit das opulente Gegenstück zu den kleineren Tangoaufführungen bilden, die man oftmals auf der Straße sehen kann.

Am Abend, auf dem Rückweg durfte ich dann noch ein paar Sachen sehen, die ja schon hinlänglich aus Europa bekannt sind. In einem Kulturzentrum sollte ein Saal geschlossen werden. Einigen Jugendlichen missfiel dies, daher wurde er eine Weile lang besetzt und am Dienstag kam es dann zu Ausschreitungen. Man kennt das ja - brennende Mülltonnen, Polizei im Einsatz, Steine und Molotovcocktails fliegen. Ich hatte insofern Glück, dass ich in einem ruhigen Moment zur Unterkunft konnte. Von dort aus verfolgte ich dann das Geplänkel auf der Straße über´s Fernsehen, welches live von vor der Haustür berichtete. Am nächsten Morgen war aber wieder Ruhe.