31Dezember
2012

Tagebuch eines Zeltbewohners - Teil 3

Montag, 24.12.

Vormittags durfte ich erneut bei CONAF aushelfen, was recht entspannt war, da nicht allzu viele Leute ankamen. Nachmittags durften wir dann Plätzchen bemalen. Aus mir unbegreiflichen Gründen machten die anderen nur irgendwelche bunten Schnörkel auf die Kekse, während ich direktgehend Motive wie einen Oktopus, eine Glühbirne, die Skat-Farben usw. drauf dekorierte. Allerdings muss man dazu sagen, dass ich in Folge dessen den geringsten Anteil fertiggestellter Kekse hatte.

Abends gab es dann ein sehr gutes Buffet zur Würdigung der Weihnacht. Die Kekse hingegen wurden noch nicht gereicht.

Dienstag, 25.12.

An diesem Tag war ich ziemlich lang damit beschäftigt, an den Stühlen aus Müll zu schrauben. Marcela hatte spontan verkündet, dass bis zum Jahresende mindestens drei davon fertig sein sollten, was schon recht knapp kalkuliert war. Hauptproblem war dabei, dass wir kaum Baumaterialien und nicht besonders viele Werkzeuge hatten. Alles Holz stammte quasi vom Sperrmüll und war daher meist vom Regen schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem gingen uns zusehend die Schrauben aus und auch bei den Nägeln sah's zusehends düster aus. Davon abgesehen hatten wir weder Lineal, noch rechten Winkel oder Wasserwaage, weswegen alles notwendigerweise ziemlich krumm und schief werden würde. Zur Entschädigung gab es dann später ausreichend Kekse, was meinem Groll gegen Marcelas ungünstiges Verhältnis von Konzept und praktischen Ideen zu realitätsfernen Vorstellungen und spontanen Beschlüssen erstmal besänftigte.

Abens durften wir dann alle mal den Lehrpfad ablaufen, zu dem es ein Infoblatt gibt, dass an keiner Stelle mit den Nummern im Pfad übereinstimmt aber mir immerhin die Namen der wichtigsten Pflanzen der Region beibrachte.

Mittwoch, 26.12.

Ein klassischer Tag zum arbeiten im Freien. Marcela, Sara und ich sollten den Weg nach Cuernos ablatschen und an den Gabelungen die Pfade für Pferde bzw. Personen mit entsprechenden Schildern markieren. Unglücklicher Weise wusste das aber nur Marcela vorher, weswegen die Schilder nicht fertig waren. Auch wenn ich das ziemlich blöde fand, brachen wir daher nur mit Werkzeug und den Pfosten auf. Das dann der Weg zweimal gelaufen werden müsste und das Annageln der Schilder an den Pfosten kniffliger ist, wenn die schon im Boden stecken, schien die anderen beiden nicht sonderlich zu stören. Letztlich kam es aber ohnehin nicht dazu, da wir unentwegt spontan halt machten, um mit Steinen am Weg rumzubasteln und wir letztlich von den 12 mitgenommenen Pfosten nur einen einzigen setzten.

Abends brachen die "Freiwillgen" dann mit Marcela eine DIskussion vom Zaum, über die Finanzen von AMA. Ein befriedigendes Ergebnis kam dabei aber leider nicht zustande.

Donnerstag, 27.12.

Obwohl bei den Schrottstühlen ja langsam die Zeit drängte, wurde mir ein weiterer Außeneinsatz aufgedrückt. Mit Sara und Louise sollten wir nach Serón laufen und die kaputten Schilder reparieren und Wegmarkierungen setzen. Das Wetter war uns nur halbwegs hold, aber es gab auch gute Nachrichten: Der lang für verschollen geglaubte Akku-Bohr-Schrauber war plötzlich in Marcelas Büro aufgetaucht und etliche neue Schrauben gab's auch. Als ich deren 6-kantige Köpfe begutachtete, wollte ich schon Zweifel anmelden (einen Schraubenzieher dafür gab's nicht), aber Sara versicherte mir, was wir einen Aufsatz für den Akku-Bohr-Schrauber hätten. Los ging es also...

Beim ersten Schild, das es zu richten galt, stellte sich dann natürlich heraus, dass wir den benötigten Aufsatz nicht besaßen. Louise latschte zurück um normale Schrauben zu suchen, während Sara einen Kumpel im sogenannten Ökocamp besuchte, welches sich in der Nähe befand.

Der restliche Tag war dann aber halbwegs erfolgreich. Viele kaputte Schilder konnte repariert oder ersetzt werden.

Eine erstaunliche Entdeckung machte ich dann am späten Abend auf dem Weg zum Zelt. Der Mond war so sensationell hell, das ich klar und deutlich meinen Schatten auf dem Boden sehen konnte. Ich denke nicht, dass mir der Mond schon einmal so sehr wie die Sonne vorkam - man konnte kaum direkt hinsehen, so hell war der.

Freitag, 28.12.

Nach 2 Tagen Außeneinsatz konnte/musste ich dann an den Sitzen weiterbasteln. Leider lief die Kompressionsmaschine nicht mehr, weil ihr Hydrauliköl fehlte, weswegen ich mir für die Stühle 2 und 3 ein anderes Konzept aus den Fingern saugen musste. Damit ich wenigstens etwas halbwegs Produktives währenddessen machte, setzte ich mal einen EcoBrick-Pfosten in unser Zeltlager.

Das Abendprogramm gestaltete sich von selbst. Scott war nach ein paar freien Tagen wieder da und berichtete in gewohnter Weise (d.h. ständig Superlative gebrauchend) von seinen Abenteuern und was man hier alles für Trails ablaufen müsste.

Samstag, 29.12.

Nachdem ich morgens eine Geburtstagsmail verschicken musste, war ich den ganzen Tag mit dem zweiten Stuhl beschäftigt, der auch fast fertig wurde. Allerdings ist die gesamte Konstuktion recht klapprig geworden, weswegen ich für den dritten wohl nochmal das Konzept überarbeiten müsste.

Sonntag, 30.12.

Der Regen in Strömen zwang mich dazu, irgendwo im Schuppen am dritten Stuhl zu arbeiten, der fast fertig wurde und sehr viel mehr aushält, als sein Vorgänger. Das war auch schon so das wichtigste vom Tage.

Montag, 31.12.

Vormittags konnte ich die letzten ausstehende Arbeiten an den drei Stühlen abschließen.

Nachmittags half ich dann Louise bei ihrem Krempel, die eine Art Box zusammenschustern musste und bei der das Zwischenergebnis wohl einen herausragenden Alptraum für jeden Schreiner abgegeben hätte.

Abends gab's erneut Buffet. Marcela war nicht zugegen, aber eine gewisse Leslie aus Santiago sollte uns spontan mit Anregungen beglücken, wie wir behilflich sein könnten. Ihr viel aber nur sowas wie Ausschank und Abwaschen ein. Da es ja regulären Küchendienst gibt, blieb uns das aber erspart und wir hatten einen freien Abend, wobei wir meist zusammen mit Scott rumrannten. Zwischen 10 und 11 konnten wir den Sonnenuntergang von einer Anhöhe aus beobachten, wo ich mal mit der HDR-Funktion meiner Kamera rumspielen konnte, was ziemlich beeindruckende aber auch etwas künstlich aussehende Bilder entstehen lässt.

Zum Jahreswechsel waren wir dann in der Hotelbar, vor deren Panoramafenster sich dann eine kurze Showeinlage abspielte. Feuerwerk ist im Nationalpark natürlich verboten, weswegen als Ersatz ein paar der Reiter spontan und mit Fackeln ausgestattet auf das Hotel zustürmten und mit ein paar Formationen ein echte Abwechslung zum gewohnten Neujahrsgeballer boten.

Feuerwerksersatz vor dem Hotel

Den späteren Abend verbrachten wir dann mit einigen Touristen und brutal überteuertem Wein auf einem Zeltplatz.

...