23Dezember
2012

Tagebuch eines Zeltbewohners - Teil 2

Freitag, 21.12.

Heute begann für die drei Freiwilligen, zu denen ich mich mal auch zähle, die Urlaubszeit im Urlaub. Wir hatten drei Tage frei nehmen müssen, weil Marcela auch frei hatte und besorgt war, was alles geschehen könnte, wenn wir ohne ihre Aufsicht werkelten. Dem zum Trotz mussten wir vormittags noch allesamt bei CONAF aushelfen. Man könnte das jetzt Pragmatismus nennen, da wir dort ja ohnehin vorbeikommen mussten, um dem Bus zum Katamaran zu nehmen, der uns an unserem Ausgangspunkt aussezten würde.

Den konnten wir dann gegen 12:00 besteigen. Da wir im Park arbeiteten, konnten wir eine kostenlose Überfahrt aushandeln und die Aussicht genießen. Auf der anderen Seite angekommen erkundigten wir uns im Camp, nach den Kosten für etwaiges Zelten. Einen Rabatt hätten wir wohl erhalten, aber das wären trotzdem mal noch 5€ für den Zeltplatz gewesen und so entschlossen wir uns, mit Rucksack zum Gray-Gletscher aufzubrechen und dort zu lagern. Dabei durchschritten wir ein längliches Tal, das durch die Farbkontraste zwischen Bäumen und Bergen begeisterte. Da hier letztes Jahr ein großer Brand tobte, sind Teile jedoch geradezu schwarz, um durch die Felsen fühlt man sich daher gelegentlich so, als schliche man durch Mordor. Als der Gray-See in Sicht war, fielen uns sogleich die ersten Eisschollen auf, die darin trieben. Ein ziemlich bizarrer Anblick, inmitten der dortigen grünen Landschaft.

Das Gray-Camp, welches auch ein Refugio umfasst ist dann ein bisschen abseits des Gletschersees, aber mit dem Betreiber konnte wir kostenloses Zelten aushandeln. Auffällig war, dass die Gäste des Refugios (Betten und solides Dach überm Kopf und so) offenbar fast ausschließlich Deutsche oder Schweizer waren, während sich die anderen Nationen auf dem Zeltplatz einfanden.

In einem Ausflug ohne großes Gepäck waren dann noch zwei Aussichtspunkte auf den Gletscher drin.

Samstag, 22.12.

Nach einem knappen Frühstück ging es bei Regen wieder den Weg runter zur Anlegestelle des Katamarans, da dort die Tour weitergeht. Nach einer Stunde ließ dann auch der Regen nach, sodass wir bei schönem Wetter nach 3½-Stunden wieder beim Pehoe-See ankamen. Von hier ging es dann zwischen See und Paine Grande - mit mehr als 3000 Metern dem höchsten Berg des Gebietes - zum Camp Italiano im Valle Frances. Auch auf diesem Weg konnte man Schäden des letztjährigen Brandes sehen.

Nach der Überquerung einer Brücke und 2½ Stunden Fußmarsch kamen wir dann im Italiano-Camp an. Dieses befand sich mehr oder minder im Wald und da es vorher geregnet hatte, bot sich hier beim Auf- und späteren Abbauen des Zeltes die ideale Gelegenheit, dieses mal richtig einzusauen.

Nachdem das Zelt stand, ging es dann das Valle Frances hinauf. Wir liefen faktisch einmal um den Paine Grande herum und konnte nun seine Rückseite sehen, auf der es mehrere Berggletscher gab, die einen reißenden und unfassbar lauten (aufgrund vieler Wasserfälle) Fluss speisten. Außerdem gab es in den Bergen ständig Lawinen. Man konnte zwar (auch aufgrund der Wolken, die in den Bergen hingen) nicht viel sehen, aber die Geräusche waren unglaublich, wie sie durch das Tal auf unsere Seite hinüberdrangen.

Sonntag, 23.12.

Nachdem wir unsere dreckigen Zelte in die Rucksäcke stopfen konnten, ging es via Fuß die Berge entlang zu unserem Camp beim Hotel. Da wir die Torres schon gesehen hatten und uns dazu entschlossen, den erneuten Aufstieg dorthin auszulassen, war dieser Tag ein recht entspannter. Am Cuernos-Refugio, zu Füßen der Berge, die schon von der Katamaranfahrt aus zu sehen waren, war ein Zwischenstopp drin. Ein Tourist, den unseren Weg die letzten beiden Tage schon kreuzte, spendierte eine Runde original Sahne-Nuss-Schokolade.

Während eines großen Teils des Rückweges war der Himmel bewölkt. Gelegentlich klarte es auf, aber geregnet hat es nie.

Nach der Ankunft am Nachmittag genoss ich erstmal eine Dusche.

...