17Januar
2013

Tagebuch eines Zeltbewohners - 6. und letzter Teil

Dienstag, 15.01.

Nachdem ich ein paar Tage lang in Punta Arenas auf der faulen Haut lag und mir die Zeit eher mit vielen Filmen und immerhin einem Museumsbesuch vertrieb, durfte ich mich am Dienstag wieder frühzeitig aus dem Bett wuchten um den 7:00-Bus zum Park zu erwischen. Eigentlich hätte das diesmal ja leichter verschmerzbar sein sollen als beim letzten Mal, da ich in einem anderen Hostel war, indem leider kein Koch namens Luiz ein ordentliches Frühstück zubereitete. Aber dafür waren in diesem am Abend zuvor etliche neue Gäste angekommen, sodass aufgrund der allgemeinen Lautstärke vor 2:00 nicht ans Schlafen zu denken war.

Entsprechend wenig ausgeruht fiel ich daher mittags im Park aus dem Bus. Im Casino traf ich lediglich auf Mica, die überascht war, dass ich überhaupt zurückgekehrt war und mich darüber in Kenntnis setzte, was in der Zwischenzeit so alles vorgefallen war. Sie hatte einiges zu berichten:

Kurz nachdem ich mich vorübergehend ausgeklinkt hatte, gab es wohl Zoff zwischen Anna und Paul auf der einen und Marcela auf der anderen Seite. Vor allem Paul war ja schon länger kurz vor der Meuterei und er war ziemlich erbost darüber, dass die 15-Tage-Freiwilligen keine freien Tage erhielten - insbesondere, weil es auf der AMA-Homepage eigentlich so angekündigt wurde. Offenbar hieß es dann in der Konsequenz, dass die beiden gehen könnten, dann aber auch nicht zurückzukehren bräuchten, was die dann auch taten. Zwei Tage später hatten sich dann wohl auch die beiden Belgier ausgeklinkt, wobei es bei denen wohl versöhnlicher zugegangen sein soll. Mica selbst war sauer auf Marcela, weil diese die vereinbarte Zeit für den Geologievortrag, den Mica hätte halten sollen, bestritt. Eigentlich ja keine große Sache, zumal das ja auch auf den ausgehängten Plakaten bereits abgedruckt war, aber für reichlich schlechte Atmosphäre hatte das auch gesorgt. Überdies war Blandine von ihrem einen ausgehandelten freien Tag nicht zurückgekehrt und wohl länger mit Liron auf Tour geblieben. Louise hielt sich aus allem raus und bereitete für sich eine große Rundtour durch den Park vor. Wegen anderer Details hatte es des Weiteren auch Diskussionen zwischen Rebecca, Sara und Marcela gegeben. Kurzum: Alles war zerfahren und mal abgesehen von den CONAF-Einsätzen war niemand mehr mit irgendwas beschäftigt.

Als sich dann nach und nach auch Louise, Rebecca, Sara und Marcela am Mittagstisch einfanden herrschte aber immerhin eine halbwegs friedfertige Stimmung. Später im Verlaufe des Tages kündigte dann Sara ihr Praktikum und Louise verabschiedete sich, um die "Backside" in Angriff zu nehmen. Außerdem nahm Rebecca den Bus nach Puerto Natales.

Nachmittags tarf ich Scott. Wir plauderten ein bisschen über meine Pläne für die nächste Zeit. Ich hatte bereits beschlossen, nach meinem anstehenden Ausflug nach El Calafate nicht mittels Bus über Bariloche ins Seengebiet zu fahren, sondern stattdessen nach Puerto Natales zurückzukehren und nach Puerto Montt zu fliegen. Er brachte mich aber auf die noch bessere Idee, stattdessen die Navimag-Fähre zu nehmen, was ich hier wohl später genauer ausführen werde - Danke Scott 😉

Um einen versöhnlichen Abschluss aller bei AMA-Beteiligten zu finden, konnten sich die Verbliebenen dann am Abend noch auf eine letzte Tagesexkursion zu den Torres einigen. Aufgrund von Bedenken wegen meines Knies wurde mir davon abgeraten und empfohlen, stattdessen einfach bei einer vom Hotel organisierten Tour mitzumachen. Marcela selbst wollte sich nochmal für einen Tag ausklinken und erst am 17. zusammen mit den neuen Freiwilligen (der Theorie nach 12!) zurückkehren. Da auch

Mittwoch, 16.01.

Als Mica und ich am Frühstückstisch saßen gesellte sich Marcela zu uns und entschuldigte sich, für alles, was vorgefallen war und hätte besser laufen sollen. Sie erklärte, dass ihr das selbst gerade alles zu viel sei und nicht wisse wie sie die ganzen Projekte und Freiwilligen alle auf einmal und vor allem im Alleingang organisieren sollte. Wenngleich ich ihr die Reue abnahm, hatte ich arge Zweifel, dass sie wirklich etwas systematisch würde anders machen, um diese Probleme in Zukunft zu vermeiden. Dennoch lasse ich das mal als erfolgreiche Ehrenrettung gelten.

Gemeinsam mit dem Tour-Guide Felipe, dem Fahrer Juanito und vier Hotelgästen ging es dann ab 9:30 dann im Van auf die Full-Day-Paine-Tour.

Zunächst ging es an der Laguna Amarga vorbei zu einigen Aussichtspunkten an den Seen Pehoe, Sarmiento, Nordenskjöld und Toro, sowie dem Salto-Grande-Wasserfall. Einiges davon kannte ich schon, aber insbesondere den Wasserfall hatte ich bisher nicht gesehen. Gut, dass ich das nachholen konnte, denn er ist wirklich sehenswert.

Panorama von der Schwanen-Lagune Felipe (hinten) und die anderen Mitfahrer Der Sarmiento-See Paine-Grande-Wasserfall Ein bisschen weiter unten am Wasserfall Mit dem Berg Paine Grande im Hintergrund Der Wasserfall macht hübsche Regenbogeneffekte...die sich je nach Wassermenge immer ändern. Aussicht auf den Pehoe-See mit der Hotel-Insel darauf. Neben Torres de Patagonia gibt es noch 4 andere Hotels im Park, das ist eines davon. Ufer am Pehoe-See Eine Insel im Pehoe-See

Danach ging es dann zum Hotel am Grey-See, in den der Gletscher gleichen namens kalbt. Den Gletscher selbst kannte ich zwar schon, aber diesmal waren wir auf der anderen Seite des Sees. Nach einer kurzen Pause ging es von da aus weiter zum Ablegepunkt der Gletscherfähre mit der Touristen sich dieses Naturphänomen mal aus der Nähe anschauen konnten. Die ganze Szenerie ist ziemlich erstaunlich. Man kommt da aus einem Lenga-Wald (Patagonische Baumart) heraus an den grobkörnigen Strand und sieht den See vor sich. Im Hintergrund befinden das Paine-Massiv mit den Cuernos und auf dem See schwimmen einfach so ein paar Eisberge rum. Außerdem gibt es mitten im See eine Insel, die saisonal über eine natürlich entstehende Landbrücke erreicht werden kann. Diese macht einen ziemlich schrägen Eindruck, da sie eher wie ein Steg aus Sand wirkt, den jemand zwischen Festland und Insel gebaut hat.

Landbrücke über den Grey-See mit Gletscher im Hintergrund Eisberge runden die Szenerie zu einem bizarren Ganzen ab Über einen Sandstrand kann man direkt zur  Panorama vom Strand aus Strandbucht Alle warten aufdas Schiff Ein Gletscher tuckert ein bisschen über den See

Da ich spontan und ohne Bezahlung mit dabei war, hatte ich aber keine Reservierung für das Boot und erkundete stattdessen die Halbinsel, die im See anzufinden war. Die ist auch schon echt interessant und außerdem traf ich den Tour-Guide Tito wieder, den ich schon von meiner Feuerland-Tour kannte und der heute die Marathon-Torres-Del-Paine-Tour von Punta Arenas aus mit einigen Touristen machte.

Überaschend wieder angetroffen: Tito (in orangener Jacke) Auf der Halbinsel gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man prima die Eisberge bestaunen kann. Es war im Übrigen etwas windig Eisberg im Detail Vom Wind geprägter Baum auf der Halbinsel Eis-Himmel-Baum-Collage Torbogen auf dem Weg zurück zur Landverbindung.

Gegen Abend kamen wir dann alle wieder zufrieden beim Las-Torres-Hotel an.

Donnerstag, 17.01.

Am letzten Tag im Park war ich Vormittags nochmal bei CONAF um mich von den Park-Rangern zu verabschieden. Die Gelegenheit nutzten wir natürlich um ein paar möglichst alberne Photos zu machen, die einer schlechten 90er-Jahre-Band sicherlich zum Ruhm gereicht hätten.

Park-Rangers Hier gaben wir uns so seriös wie möglich.

Bis zur Abfahrt im Bus vertrieb ich mir dann noch die Zeit damit, mein Zelt abzubauen und zusammen mit meinem ganzen anderen Plunder in den Rucksack zu quetschen.

Als Abschlussfazit zum Park muss ich wohl sagen, dass die Landschaft und viele Sachen, die ich hier gesehen habe wirklich beeindruckend waren und auf jeden Fall empfehlenswert sind. Die Freiwilligenarbeit hingegen war eher albern und ein organisatorisches Chaos, was aber den Gesamteindruck nicht allzu sehr nach unten zieht.