18Januar
2013

Im Reich des Riesenfaultiers

Damit gleich zu Beginn geklärt ist, wo ich mich hier befinde...

Bei 51º 43' 28'' südlicher Breite befindet sich die Kleinstadt Puerto Natales. Das ist so abgelegen, dass Google Maps noch nicht mal die dortigen Straßen kennt. Es gibt eigentlich in der Stadt nichts interessantes. Keine Sehenswürdigkeiten, kein Theater oder Kino. Die Strandpromenade ist ziemlich trist und das innerstädtisch Bild ist von Einförmigkeit geprägt, davon abgesehen, dass einige der Häuser stärker von Wind und Wetter gezeichnet sind als andere.

Im Hafen steppt nicht gerade der Bär... Wahrscheinlich Kunst: Dekoration am Strand. Der zentrale Platz der Stadt: Nicht viel los...

Dennoch ist dieses Nest sowas wie das kosmopolitische Zentrum Chiles, oder - seine Lage in Betracht ziehend - einer der Eckpfeiler. Dies ist ziemlich offensichtlich, wenn man durch die Straßen schlendert und jedes zweite Haus Werbebanden in englischer Sprache hat. Überdies gibt es einen eigenen Flughafen und Anbindungen in alle Richtungen die mit dem Auto oder dem Schiff genutzt werden können.

Was die Stadt zum absoluten Touristenmagneten macht ist die Umgebung. Gelegen zwischen verschiedenen Natiolaparks (Torres del Paine, O'Higgins, El Chalten...), sowohl auf chilenischer als auch auf argentinischer Seite, beherbergt jedes zweite Haus irgendeine Form von Unterkunft - zumeist Hostels - oder aber ein Reiseunternehmen, um den abenteuerlustigen Touristen beim Zwischenstopp behilflich zu sein. Die Offiziellen der Stadt haben aber etwas anderes als Highlight auserkoren.

Vor etwa 130 Jahren entdeckten europäische Forscher in einer nahegelegenen Höhle die Überreste eines eiszeitlichen Tieres, welches nun als Stadtmaskottchen herhalten muss. Was Berlin der Bär, Leipzig der Löwe und Jena der Pappmachè-Drache, ist Puerto Natales das Riesenfaultier. Schon am Ortseingang begrüßt einen daher die Statue eines solchen Urzeittieres.

Willkommen im Reich des Riesenfaultiers!

Auch auf sämtlichen Straßenschildern ist dessen Silhouette abgebildet und etlich Einrichtungen tragen den Namen dieser Spezies. So gibt es den Riesenfaultier-Waschservice, das Riesenfaultier-Hotel und natürlich die Riesenfaultier-Pizzeria. Ein wirklich grandioser Umstand, der erfolgreich dazu einlädt, mal ein paar entspannte Tage nach Klettern in den Bergen oder Rafting auf den Flüssen einzulegen.

In Anlehnung daran würde ich Berlin als neues Wappentier daher auch den Vogel Strauß empfehlen. Das wäre meines Erachtens gegenwärtig viel treffender und den Berlinern wohl ein Trost: Flugunfähig zwar, aber dafür groß und in der ganzen Welt berühmt.