08Dezember
2012

Punta Arenas

Am Samstag war es nach 5 Wochen in Santiago an der Zeit, dem warmen Klima die kalte Schulter zu zeigen und in subpolare Regionen aufzubrechen. Da ich bis zum Projektbeginn in Torres del Paine 5 Tage Zwischenzeit habe, entschied ich mich nach langen Überlegungen gegen die 3-tägige Busfahrt und für den einzigen bisher angedachten Inlandsflug. Das Ziel war klar: Punta Arenas erschien mir als südlichste Großstadt der Welt gerade so weit genug weg, um nicht so sehr das Gefühl zu haben, in einer europäischen Kulturkolonie zu leben.

Am Flughafen angekommen, durften wir vor dem Aussteigen ersteinmal fast eine Stunde im Flugzeug verbringen. Was das sollte, habe ich leider nicht erfahren, aber da das Flugzeug am Boden stehend stärker schaukelte, als während des gesamten Fluges, konnte ich mich schon mal auf das Wetter einstellen. Danach wurden dann alle in Kleinbusse verfrachtet, die uns ins Zentrum bringen sollten. In unserem Falle wies die Frisur des Fahrers diesen als einen sturmerfahrenen Zeitgenossen aus. Das war auch äußerst hilfreich, denn während der Fahrt musste er schon ganz ordentlich am Lenkrad zerren, um den Bus auf der geraden Straße zu halten.

Die Stadt selbst, erscheint einem, wenn man durchläuft, ungemein klein, da man zumeist keine weitreichende Aussicht hat. Das liegt daran, dass ein Großteil der Häuser gleichflach ist - 2-Geschosser sind zumeist schon die größeren Gebäude. Dafür wirken aber alle Gebäude so, als ob sie sich gerade zu am Boden festhalten würden, um nicht vom Wind weggeblasen zu werden. Die Gesamtatmosphäre wird dadurch abgerundet, dass die Stadt wie ausgestorben wirkt. Auf den Straßen sind nur wenige Menschen unterwegs - nur die üblichen Hunde sind zu sehen. Gleichzeitig stehen Unmengen von verfallenen Häusern und Autos in der Stadt. Tatsächlich war Punta Arenas früher mal eine ziemlich wohlhabende Stadt, der aber die Eröffnung des Panama-Kanals nicht gut bekonnen ist, da seit dem ein großer Teil des internationalen Schiffsverkehrs nicht mehr durch die Magellanstraße und damit an Punta Arenas vorbeifährt. Die Rückgehende Bedeutung von Goldabbau und Schafzucht hier haben diesen Trend fortbestehen lassen.

Die Verbliebenen Einwohnener scheinen ziemlich stark von Routisten abhängig zu sein und folgerichtig gibt es zahlreiche Hotels und Hostels sowie Reiseagenturen, die Touren nach Torres del Paine, Feuerland, zu Pinguinkolonien oder zum auf Wale warten anbieten. Zu den wenigen innerstädtischen Sehenswürdigkeiten zählen der zentrale Platz und der Friedhof. Auf ersterem Steht eine Denkmal von Magellan, zu dessen Füßen ein Ureinwohner verewig wurde. Angeblich kehrt hierher zurück, wer dessen Zeh berührt. Am Friedhof hingegen kann man die kulturellen Einflüsse der zahlreichen Einwanderer sehr gut erkennen.

Am Sonntag durfte ich dann zeuge einer Art von Stadtfest werden, das Militärparade und Trachtenumzug umfasste und in einer großen Vorführung der Cueca, dem chilenischen Nationaltanz endete. Selbstverständlich wurde auch extra die Flagge gehisst, aber das wurde genauso wie der Aufzug vom Wind reichlich erschwert.