26November
2012

Wochenende Teil 1 - Vitacura und Manquehue

Pünktlich um halb 11 stand ich vor der Schule und erwartete einen Kleinbus, der mich und eventuell auch andere Schüler nach Isla Negra bringen würde. Wie üblich hatte es in der Woche Ausschreibungen für Aktivitäten und Touren gegeben und da ich zu faul war, mich um etwas anderes zu kümmern, hatte ich meinen Namen auf die Liste für den Ausflug zu besagtem Örtchen etwas südlich an der Pazifikküste eingetragen. Als ich 20 Minuten später immernoch (allein) wartete, war ich mir fast sicher, dass etwas schief gelaufen war. Ich habe im Verlaufe des heutigen Tages erfahren, dass die Tour wegen zu geringer Teilnehmerzahlen abgesagt wurde, was mir aber irgendwie entgangen war.

Spontan und aus Mangel an Alternativen beschloss ich daher, einfach mal ein Viertel Santiagos zu erkunden, dass ich bisher noch nicht kannte. Nachdem ich einen Moment unentschlossen mit meinem Finger über den Stadtplan eierte, fiel meine Entscheidung auf den Nordosten der Stadt, genauer die Straße Vitacura und das Viertel Manquehue. Vitacura war auf der Karte als sehenswert markiert und in Manquehue war ein Stadion mit deutscher Flagge illustiert, was mich dann doch neugierig machte.

Das Viertel um Vitacura herum entpuppte sich dann als eine Art Designer- und Reichenviertel, welches nicht immer schön, aber doch zumindest sehenswert war. Am besten gefiel mir eine geradezu symbiotische WG, bestehend aus einer "Dulceria" (eine Art Café in der es ziemlich viel Süßkram gibt) und einer Zahnarztpraxis.

Danach machte ich mich dann auf den Weg zum Club Manquehue. Das ist schon ein Stück anderer Kultur, zu dem man da nur Zutritt erhält, wenn man Mitglied oder deutscher Staatsbürger ist.

Formal gesehen handelt es sich dabei um einen Sportverein, der wenig überaschender Weise von deutschen Auswanderern gegründet wurde. Die schwarz-weiß-roten Vereinsfarben und Flaggen (allerdings vertikal gestreift) ließen mich vermuten, dass der Club wohl mindestens 70 Jahre als ist. Auch das tempelartige Design des Versammlungsgebäudes machte mich etwas skeptisch.

Davon einmal abgesehen gab es keine allzu verdächtigen Dinge und die Leute gingen hier ihren Sportarten und dem Vereinsleben nach, wie es sich jeder Chilene von einem Klischeedeutschen vorstellte:

In der Mitte gab es ein Vereinshaus, in dem zahlreiche Pokale standen und man verschiedene Biersorten trinken konnte, drum herum gab es verschiedenste Sportfelder und -hallen, alle in einwandfreiem Zustand und es gab tatsächlich Mülltrennung. Ich weiß zwar nicht, was die dann mit dem getrennten Müll anstellen, da es das außerhalb des Vereins nicht gibt, aber das gehört wohl aus ideellen Gründen dazu.

 

Danach ging's dann wieder ein Stück in südlicher Richtung. Ich traf da unter anderem auf den coolsten Park, den ich bis dato in Santiago gesehen habe.

Das Gelände war recht groß und es herschte sogar eine entspannte Atmosphäre, da im Gegensatz zu den meisten anderen Parks die Straßen nicht so stark zu hören waren.