12November
2012

Valparaíso und Viña del Mar

Santiago ist ja recht groß und hat auch ganz nette Ecken, aber grundsätzlich macht die Stadt doch einen ziemlich europäischen Eindruck und die Anzahl der touristischen Highlights die man hier bestaunen kann, ist eher übersichtlich. Deswegen hatte ich mir vorgenommen, die Wochenenden zum Erkunden in der Nähe gelegener Orte zu nutzen. Zu den Hauptzielen gehörten dabei die an der Küste gelegenen Städte Valparaíso und Viña del Mar. Da kam es mir natürlich sehr gelegen, dass letzte Woche bereits ein Angebot für eine Reise zu besagten Städten seitens der Schule angeboten wurde und folglich ging es mit dem Bus am vergangenen Samstag auf zur Küste.

Allerdings sollten wir (6 andere Schüler, eine Externe und meine Wenigkeit) uns schon bald wie Gefangene einer Kaffefahrt fühlen.

Zunächst ging es nach Valparaíso, wo wir nahe des Hafens ankamen und eine kleine Rundfahrt mit einen Schiffchen machten. Das war ganz unterhaltsam, was hauptsächlich an der Art des Tour-Guides - nennen wir ihn mal den Stadtbilderklärer - lag: Es war ein reichlich korpulenter Typ mit sehr ungleichmäßig im Gesicht verteilter Sonnencreme, der dem Erscheinungsbild nach wohl auch ziemlich viel auf der Straße hätte pennen könnte. Überraschender Weise balancierte er aber während der Fahrt immer mal reichlich behende auf der Reling und erklärte mit viel Gestik die ganze Zeit über Details dessen, was wir sahen, in einer solchen Lautstärke, dass man ihn vermutlich auch am Kai gehört hat.

    Der Stadtbilderklärer in Aktion

Danach durften wir dann ein paar Minuten lang den Hafen zu Fuß erkunden und ein paar Ansichtskarten nachphotographieren. Einer Art Stadtfest wegen hat es nicht ganz zum Standardpostkartenmotiv gereicht, aber dafür konnte die Feuerwehr abgelichtet werden.

Danach wurden wir dann wieder in den Bus verfrachtet, um zu einem kombinierten Souvenirshop und Aussichtspunkt zu fahren. Zugegebenermaßen sind die Häuser da wirklich sehr interessant anzusehen. Viele hängen auf geradezu abenteuerliche Art und Weise am Berg und bestechen durch ziemlich bunte Farben, was den Hügeln ein sehr ungewöhnliches Stadtbild beschert.

Nach 20min Freigang ging es dann wieder in den Bus um ein paar mal im Kreis zu fahren und wieder am Hafen anzuhalten um einen Ortskundigen einzusacken, der unserer ahnungslosen Tour-Führerin und ihrem Fahrer zeigen konnte, wo es denn zum schlechtesten Restaurant der Stadt geht. Nicht schnell, aber zuverlässig kamen wir dort an und durften in einem großen Saal ohne Fenster Platz nehmen. Die anderen Gäste waren ausschließlich Rentner, die wohl Opfer einer anderen Kaffefahrt waren. Das Essen selbst passte dann auch ausgezeichnet zu den Rahmenbedingungen, wenngleich ich das trockene Brötchen lobend erwähnen möchte.

Nachdem wir uns für weitere Fahrten im Bus gestärkt hatten, ging es dann in das Nahe gelegene Viña del Mar. Im Grunde genommen eigentlich ein sehr interessanter Kontrast zu Valparaíso, welches eine historisch gewachsene Hafenarbeiterstadt ist und auch einige Armenviertel aufweist. Viña hingegen ist eine moderen Stadt in der die Wohlhabenden Santiagos ihre Strandapartements haben. Allerdings sahen wir davon erstmal nicht so viel, sondern hielten bloß kurz an, um das ganz nette aber wenig spektakuläre Wahrzeichen zu photographieren.

Das war's dann auch. Es ging weiter zu einem außerhalb gelegenenen Aussichtspunkt am Strand, an dem man über die Felsen klettern konnte.

Wir konnten dann unsere Entführer überreden zurück nach Viña zu fahren und hatten dann ein bisschen Zeit am Strand. Im Wasser indes trieb sich kaum jemand rum, da der Pazifik hier aufgrund des Humboldtstroms äußerst kalt ist.

Das war es dann auch mit dem Programm.

Glücklicherweise kannte eine der Mitgeiseln einen Chilenen, der hier ein schickes Apartment besitzt, sodass wir in Viña bleiben konnten, nachdem uns die Flucht aus dem Bus geglückt war.

Am nächsten Morgen ging es dann nochmal nach Valparaíso. Wir wollten die Stadt ein wenig auf eigene Faust zu erkunden um nicht nur mit den faden Impressionen der vorangegangenen Busfahrt wieder zurück nach Santiago zu kommen. Der Anlaufpunkt war dabei ein in den Hügel gebauter Aufzug, von dessen oberem Ausgang wir dann durch einige Straßen schlenderten, um schließlich mit einem normalen Regionalbus zurückzufahren.