01Dezember
2012

La Serena

Während der vergangenen zwei Wochen hatte ich immer mal versucht auf Pablo, einen Reiseorganisator, der regelmäßig seine Kundschaft unter den Schülern sucht, einzureden und ihn zu einer organisierten Tour nach La Serena zu überreden. Allerdings ließ er sicht leider nicht darauf ein, so dass ich mich selbst darum kümmern musste. Da die besagte Stadt - die immer mit Artikel angesprochen werden muss - recht weit im Norden liegt und die 6,5 Stunden Hinfahrt es für einen Tagesausflug nicht sonderlich interessant machen, saß ich bereits am freitäglichen Nachmittag im Bus und durfte die interessante aber wenig abwechslungsreiche Landschaft an der Panamericana anstarren. Das kann man dann ungefähr so beschreiben:

Steppe mit Kakteenwäldern auf recht hügeligem Terrain

Gelegentlich hielten wir mitten in der Pampa an einem Bretterverschlag an, damit eine Backwarenfachverkäuferin zusteigen und ihrer hauptberuflichen Tätigkeit lautstark nachgehen konnte. 10 Minuten später hielten wir dann erneut, um sie wieder abzusetzen.

Ich kam floglich recht spät in La Serena an und machte mich zunächst auf die Suche nach einem Hostel. 23:30 checkte ich dann erfolgreich im "Aji Verde" ("grüner Chili") ein. Besonders voll war das nicht, um so hatte ich ein 4-Mann-Zimmer für mich alleine. Überhaupt bestach das Hostel vor allem durch seine Raumaufteilung inklusive einer Terrasse, von der aus man eine schöne Übersicht über die Stadt hatte.

Am Samstag erkundete ich dann ahuptsächlich die Innenstadt und den nahe gelegenen Strand. La Serena ist eine der ältesten Städte des Landes und verfügt über viele Gebäude im Kolonialstil, was das Stadtbild recht interessant macht. Nur in Strandnähe setzt sich zusehends Bauten im international renommierten aber mir persönlich nicht zusagenden Beton-Klotz-Stil durch. Das ist schade, denn der Strand an sich ist an und für sich ganz hübsch. Es gibt keine bzw. kaum Steine sondern bloß feinkörnigen Sand und unmengen von Muscheln. Wasser gibt's übrigens auch.

         

In der Stadt war recht viel los wegen einer sehr populären Wohltätigkeitsaktion namens "Peleton" die mit Konzerten und Fernsehprogramm zum gefühlten Seelenheil der chilenischen Mittel- und Oberschicht beiträgt.

Gemeinsamkeiten mit Santiago sind im Wesentlichen die vielen rumlungernden Köter und die ganzen Stromleitungsmasten, die dem Stadtbild doch einen etwas eigenartigen Charme bescheren. Später am Samstag gab's dann so eine Art Pub-Crawl, bei der mir weder Jacke noch Handy geklaut wurden. Dafür aber waren wir in einer Bar, die eigentlich mit Classic-Rock warb, in der dann aber ausschließlich ziemlich neues und meist recht brutales Death-Metal-Geschranze zu hören war.

Am Sonntag besichtigte ich dann Stadtteile in Zentrumsnähe, die mir am Samstag noch durch die Lappen gegangen waren. Zum Beispiel einen japanischen Garten, der erfolgreich zahlreiche Klischees bediente. Allerdings muss ich festhalten, dass hier die Verantworlichen wohl nicht bei den klassischen japanischen Landsschafts- und Gartendesigndokumentationen aufgepasst haben, die früher immer im DSF zu sehen waren. So fehlten zum Beispiel riesengroße, sich drehende Rollen, mittels derer man ein Matschbecken überqueren muss. Auch bei den zahlreichen Brücken und Steinen, die übers Wasser führten, waren die lächerlich gekleideten Personen vergessen worden, die einen mit Styroporkugeln beschossen. Es gab nichtmal ein großes Schloss, auf dessen Vorplatz man sich - in Elektroautos fahrend - eine Wasserspritzpistolenschlacht hätte liefern können. Der Garten ist folglich nur bedingt empfehlenswert.

Nachwuchsgoldfischdompteur bei der Arbeit

Außerdem besuchte ich versehentlich einen Gottesdienst einer christlichen Splittergruppe, die nichtsahnende Passanten mit einer kostenlosen Liveband köderten.

 

Des Weiteren durfte ich sehen, wie ein Dinamo genannter Verein - irritierende Weise in rot-weißen Trikots - auf einem Bolzplatz außerhalb des städtischen Stadions kickte.

Gegen 16:00 ging's dann auch schon wieder auf die Rückfahrt. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, einen Ausflug ins Nahe gelegene Valle Elqui zu machen, aber dazu hätte ich wohl vorher einen straffen Zeitplan machen müssen, weswegen das ausblieb.