15November
2012

Santiago de Chile

Nach 11 Tagen Anwesenheit nehme ich es mir heraus, eine Einschätzung zu Santiago als Ganzes abzugeben.

Die Einwohnerzahlen schwanken, je nach Laune der Person die man fragt, zwischen 5 und 8 Millionen und folgerichtig habe ich auch viele Stadtteile gar nicht gesehen. Grundsätzlich zwischen zwei Kordilleren gelegen gibt es im Zentrum im Wesentlichen zwei Hügel (Santa Lucia und San Cristobal) zwischen denen die Stadt überaschend flach ist. Der Architekturstil ist höchst inhomogen, wahrscheinlich, da regelmäßige Erdbeben immer mal Platz für Neues schaffen. Im Zentrum selbst befinden sich die meisten typischen Touristensehenswürdigkeiten wie hübsche Kirchen und Bauten im Kolonialstil, einige Museen, sowie den zentralen Platz, der hier Plaza de Armas heißt. Das Zentrum erinnert doch reichlich an eine spanische Großstadt. Nördlich davon gibt es einen kleinen Parkstreifen, der aber nur bedingt zum Erholen einlädt, da er von stark befahrenen Straßen umsäumt ist. Noch ein Stückchen weiter quält sich der Fluss Mapoche durch sein Betonbett. Wenn man eine der zahlreichen, unterschiedlich gestalteten Brücken passiert, und so diese gemählich dahinblubbernde Schlammbrühe überquert, kommt man nach Bella Vista, welches das beliebteste Ausgehviertel der Stadt ist. Die Wagnergasse in Jena hat aber meines Erachtens schon mehr Flair. Allerdings kann man da immer wieder Straßenkünstler sehen. Letzte Woche wurde ich beispielsweise Zeuge einer Parade tanzender, als Zombies verkleideter Mädels. Den Anlass oder Sinn des Ganzen habe ich nicht verstanden.

Dahinter liegt der Hausberg der Stadt, der Cerro San Cristobal. Der ist ganz hübsch und kann mit einem Zoo, einer kabelgezogenen Bahn und einer übergroßen Mariastatue aufwarten.

Östlich des Zentrums liegt der Stadtteil Providencia, in dem sich meine Unterkunft, die Schule und das Aikido-Dojo befinden. Es ist ein insgesamt recht ruhiges Viertel in dem wohl überproportional viele alte Menschen leben. Die großen Wohnhäuser haben meist einen sehr freundlichen Pförtner, der sich so wohl zumeist die Pension aufstockt.

Im ganzen Stadtgebiet gibt es unglaublich viele herumstreunende Hunde, die tagsüber meist nur rumdösen oder aber Autos anbellen und nach Sonnenuntergang - öfters auch in kleinen Gruppen - willkürlich irgendwelchen Passanten folgen. Da sie ja bei Tageslicht nicht viel machen, haben sie dann auch abends den Elan ein paar Kilometer lang das unfreiwillige Adoptivherrchen zu begleiten.

Außerdem sehr typisch sind Spuren der zahlreichen deutschen Auswanderer. Neben üblichen Verdächtigen wie Kneipen ("Kleine Kneipe") und Biersorten ("Kunstmann - das gute Bier") gibt es auch Schokolade "Sahne-Nuss", Flutschfingereis und Vollkornbrot.