Berichte von 03/2013

31März
2013

Die Silbermine von Potosí

Im südlichen Zentralbolivien auf etwa 4000m Höhe liegt die Minenstadt Potosí.

Einst stand ihr Name sinnbildlich für unglaublichen Reichtum. Es gibt im spanischen sogar die Redewendung "Das ist Potosí wert", welche für sehr wertvolle Dinge benutzt wird. Angeblich haben hier schon die Inka Silber abgebaut. Das die Spanier es getan haben, ist hingegen sicher und der daraus resultierende Reichtum hat der Stadt ein ziemlich schickes Zentrum im kolonialstil beschert.

Allerdings haben sie in den Minen auch ein paar Millionen Sklaven umkommen lassen. Diese Zeiten sind vorbei und ebenso der Reichtum, da die Silbervorkommen nicht mehr so üppig sind und das zusätzlich gewonnenen Zinn das nicht ausgleicht. Die Arbeitsbedingungen in den Minen sind aber dennoch haarsträubende. Allen, die sich über den Stress und die Arbeitsbedingungen in Deutschland aufregen, lege ich einen Besuch dieser Minen nahe.

Zunächst einmal ist es so, dass die Arbeiter - in kleinen Gruppen organisiert - unabhängig sind. Sie zahlen keine Steuern und haben keinerlei Versicherung oder etwas vergleichbares. Wenn ihnen was passiert, haben sie eben Pech gehabt. Zum Ausgleich gibt es jede Menge Rituale und viel Aberglaube.

Da wäre zum einen "El Tio" der hier so eine Art Teufel ist und dessen "Statue" an einigen Stellen steht. Der ist oft ziemlich bunt dekoriert und ihm werden zahlreiche Opfer zur Besänftigung dargebracht, insbesondere Hochprozentiges und Koka-Blätter.

Als Gegenstück gibt es einen Stollen, in dem es einen kleinen Jesus-Schrein gibt. Auch ihm werden regelmäßig Opfer gebracht, z.B. 2x im Jahr ein Lama. Von Ihm erbittet man sich Schutz. In diesem Stollen darf dann auch getrunken und geraucht, sowie über Unfälle gesprochen werden, was andernorts Unglück brächte.

Ansonsten halten die meisten Arbeiter es den ganzen Tag lang in den Minen wohl nur aus, weil sie andauernd besoffen sind und den ständig Kokablätter im Mund haben. Die Besucher müssen entsprechend mithelfen und vorher auf dem Markt ein paar Geschenke für die Minenarbeiter kaufen, was in allererster Linie Gesöff umfasst. Dabei besonders beliebt ist 94%iger, der oft mit irgendwelcher Zuckerpampe gemischt wird. Allerdings ist auch Dynamit im Angebot, was man hier in großen Mengen ohne Probleme kaufen kann.

Entsprechend vorbereitet kann man also die Mine betreten und ein paar Arbeitern beim Schuften zuschauen.

Wir durften Zeuge werden, wie ein Arbeiter, der seit 47 Jahren im Berg tätig ist, mühsam von Hand ein Loch in den Felsen haut und dann mit ein bisschen Sprengstoff füllt. Wir durften uns schon vor der Sprengung entfernen - der Minenarbeiter musste aber die Lunte anzünden und entsprechend wegrennen. Der Knall war ob des Halls recht deutlich, das Resultat hingegen konnten wir nicht sehen, weil der entsprechende Bereich voller Staub war und vorerst nicht betreten werden konnte - in weiten Teilen der Mine gibt es kein Belüftungssystem. Nur in den Hauptgängen gibt es das. Dafür steht in diesen aber meisten auch eine Lache aus hochgradig arsenverseuchtem Wasser - wo das so hinfließt will ich gar nicht wissen.

Nach der Sprengung fanden wir uns im Jesusstollen ein und durften uns ein paar Anekdoten anhören, während der Kumpel rauchte und einen Haufen Alkohol trank. Am schockierendsten fand ich, dass es innerhalb des Berges zwischen den einzelnen Arbeitergruppen regelmäßig Gefechte um hochwertige Silberadern gibt, die gelegentlich auch mit Dynamit geführt werden. Außerdem gab es noch einen Nachtrag aus der Ritualeabteilung: Beim Trinken muss immer zuerst ein Schluck für Mutter Erde verkippt werden und dann noch ein zweiter um El Tio zu besänftigen - Jesus kriegt nichts ab. Ich fand es im Übrigen etwas bedenklich, dass ein paar der anderen Besucher sich ebenfalls sofort dazu eingeladen fühlte erst mal zu rauchen.

Unser Guide mixt den Schnaps mit der bunten Zuckerpampe.

Danach kletterten wir noch einen anderen Gang lang und uns wurde eine etwas größere Sprengung vorgeführt, welche, so wurde uns bestätigt, eigentlich auch noch eher klein sei. Der Knall und die Staubwolke war aber dennoch ziemlich deutlich.

An anderer Stelle durften wir dann sehen, wie Arbeiter gesprengtes Material mit einer einfachen Kurbel und einem Seil nach oben beförderten und wir durften uns selbst mal dran probieren. Das war zwar auch ungemein schwer, aber meines Erachtens auch ziemlich blödsinnig. Schon beim ersten Mal zuschauen, war mir klar, wie man das einfacher und schneller machen könnte, aber unser Guide konnte meinen Ausführungen dazu nicht so ganz folgen - der hatte aber auch schon ordentlich was getrunken.

Nachdem wir unsere restlichen Geschenke für die Minenarbeiter abgeladen hatten, ging es wieder nach draußen.

Eigentlich ja schockierend, was da abläuft und wie da Generationen von Leuten immer wieder das gleiche machen, wie diejenigen vor ihnen. Vor ein paar Jahren waren mal ein paar Wissenschaftler da und haben sich das angesehen. Ihr Fazit: Da die dort völlig ohne Plan oder Gesamtsystem sprengen (oftmalls wissen die Arbeiter ja nicht, wo andere Gruppen ihre Gänge haben), wird der Berg wohl früher oder später einfach zusammenstürzen. Unser Guide nahm das allerdings nicht so ernst - funktioniere ja schon seit Ewigkeiten so.

Hoffen wir mal, dass dem Berg das Silber eher ausgeht, als die Statik.

29März
2013

Die Uyuni-Tour

So ganz am Anfang hatte ich ja gar nicht vor, durch Bolivien zu tingeln, aber via Mundpropaganda wurde mir die Salzwüstentour von anderen Südamerikareisenden schmackhaft gemacht, sodass ich mich von San Pedro de Atacama aus auf die dreitägige Tour nach Uyuni machte. Neben irrwitzigen Lanschaften wurde mir dabei vor allem ein echtes Abenteuer versprochen, wobei die relevanten Zutaten für letzteres meist angetrunkene Fahrer und Jeeps in grottigem Zustand waren. Nehmen wir mal als Beispiel meine beiden Mitfahrer auf der Rute von Salta nach Jujuy (siehe u.A. http://andenexpress.auslandsblog.de/salta/). Diese hatten die Tour schon gemacht und mir z.B. berichtet, das ihr Fahrer sich vorm letzten Tag so zugelötet hätte, dass sie sich für den Rest der Tour selbst ans Steuer setzen mussten. Ich war also völlig zu Recht voller Vorfreude. Nach der ungefähr 2½-stündigen Fahrt an die bolivianische Grenze (wobei davon 2 Stunden für die chilenische Grenzkontrolle drauf gingen) wurden wir (insgesamt 11 Leute) auf 2 Jeeps verteilt, das Gepäck wurde auf dem Dach festgeschnallt.

Zuerst ging es zu zwei hochgelegenen Lagunen, bei welchen man selbstredend Flamingos und ein paar andere Vögel sehen konnte. Interessant war, dass sich das Ganze in einem Nationalpark befand und wir dafür 150 Bolivianos (So heißt ungelogen die bolivianische Währung) Eintritt berappen mussten. Eine kleine, ältere Frau, die nebenberuflich die Toiletten bewachte, stellte sich praktischer Weise als Wechselstube zur Verfügung. Leider hielt sie nichts von Taschenrechnern oder ähnlichem modernen Schnick-Schnack, weswegen sie die chilenischen Pesos immer nur im haarsträubenden Kurs 1:100 wechselte. Zähneknirschend und in Erwartung günstigerer Preise im restlichen Bolivien wechselten dann aber alle genug für den Eintritt.

Bei der nächsten Lagune gab es dann auch heiße Quellen, in denen man sich dünsten lassen konnte, sowie etwas später dass Mittag.

Bis dahin machten auch weder Fahrer noch Jeep einen schlechten Eindruck. Ausnahme war vielleicht, das der Fahrer bei den Zwischenstopps gelegentlich irgendwo unauffindbar abtauchte. Nach der Überquerung eines 5000m-Passes (neuer persönlicher Höhenmeterrekord!) kamen wir zu einem Geysir. Zu meinem Erstaunen war dieser komplett anders, als der, den ich auf der chilenischen Seite gesehen hatte. Ein deutlicher Schwefelgestank lag in der Luft und die vielen Löcher schienen auch kein Wasser auszustoßen, sondern vielmehr alles zu verdampfen, was das Periodensystem der Elemente so hergibt. Der Boden war sehr uneben und hatte Flecken in zahlreichen unnatürlich aussehenden Farben. In einigen Kuhlen blubberte eine graue Brühe.

Der nächste Stopp und gleichzeitig unser Abendquartier befand sich an der bunten Lagune auf 4278m. Die sieht bizarr aus. Die Ufer sind vor lauter Salz weiß und das Wasser ist rot aufgrund der vielen Algen, die darin treiben. Außerdem gibt es dort - was jetzt wohl weniger überaschend ist - etliche Flamingos. Eigentliches Highlight war aber das Baby-Lama, das im "Hotel" herumspazierte und sich streicheln ließ. Das war so unglaublich flauschig, dagegen sind alle Hunde und Katzen dieser Welt kratzig wie ein Glitzi.

Wenn das nicht niedlich ist, dann weiß ich auch nicht.

Erstes Ziel am nächsten Tag war dann eine Ansammlung von bizarr geformten Felsklötzen, die in der Wüste herumstanden und von denen der abgefahrenste als Baum aus Stein bekannt ist.

Die weiteren Sehenswürdigkeiten des Tages waren dann weitere Lagunen.

Damit uns von den vielen Lagunen nicht langweilig wurde, war der Fahrer so frei, für ein bisschen Zusatzaction zu sorgen. Der Jeep hatte ja ohnehin schon so seine Macken. Drehzahlmesser und Höhenmeter funktionierten nicht, die Hecktür ging öfters während der Fahrt auf usw. aber als es uns dann einen Hinterreifen zerfetzte durften wir die vorangeganene, in Bolivien zur Perfektion getriebene, sorgfältige Vorbereitung bestaunen. Es war zwar ein Reservereifen unter dem Auto montiert, aber den bekamen wir nicht ab, weil der Fahrer das dazu benötigte Werkzeug in Uyuni vergessen und es wohl nicht für nötig gehalten hatte, sich in San Pedro oder bei einem der Zwischenstopps Ersatz zu besorgen. Aber wir waren ja mit zwei Jeeps unterwegs und der andere hatte seinen Reservereifen leichter zugänglich auf dem Dach montiert. Dummerweise war dieser schon bei der Tour in Gegenrichtung von Uyuni nach San Pedro ramponiert worden und auch der andere Fahrer hatte es wohl nicht in Erwägung gezogen, Ersatz aufzutreiben. Da dieser Reifen aber im Gegensatz zu unserem noch keinen richtigen Vollplatten hatte, wurde dennoch gewechselt.

Reifenwechsel Nummer 1

Das funktionierte dann aber doch nicht so gut, so dass wir zum erneuten Anhalten und Reifenwechsel gezwungen waren. Dabei kam uns ein anderer Jeep der gleichen Firma zu Hilfe, der in Gegenrichtung unterwegs war und uns seine Reserverad gönnte. Ich weiß nicht, ob der sich dann später in San Pedro einen neuen besorgt hatte.

Das Glück war uns hold und auf dieser Reifen machte vor der Ankunft in Uyuni schlapp. Diesmal musste uns ein Jeep einer anderen Tour-Firma aus.

Letztlich kamen wir am Abend des zweiten Tages in Uyuni an. Die Stadt selbst ist ein ziemliches Loch und abgesehen von einer einzigen Straße ziemlich wenig hübsch. In eben jener Straße war uns unser Abendessen reserviert worden. Nach längeren Verhandlungen schafften wir es dann auch uns auf eine Bestellung zu einigen. Die Vorbedingungen waren aber auch ziemlich knifflig. Wie verteilt man am Besten drei große Pizzen auf 11 Leute verteilt auf zwei Tische? Nachdem wir uns dann aber dennoch erfolgreich gestärkt hatten ging es dann am dritten Tag zunächst zum Zugfriedhof, auf dem einige ausrangierte alte Dampfloks standen.

Danach ging es  zum in unmittelbarer Nähe der Stadt gelegenen Salar de Uyuni. Dabei handelt es sich um den größten Salzsee der Welt. Außerdem ist er die meiste Zeit des Jahres trocken, sodass er eine ebene, komplett weiße Fläche von mehr als 12.000qkm ergibt. Man könnte also zum Beispiel 5 mal das Saarland oder 23 mal den Bodensee reinpacken.

Aufgrund dieser besonderen Umstände ist ein jeder Besucher natürlich dazu verpflichtet, möglichst albernen Photos zu machen.

Da: Nichts und Niemand ist im HutTada!Außerdem sollte man sich mit genügend Sonnencreme einsprühen.

Mitten im Salzsee gibt es eine Insel, auf der hauptsächlich Kakteen wachsen. Das gibt insgesamt ein ziemlich absurdes Gesamtbild.

Auf der Kakteeninsel.

27März
2013

In der Wüste

Als letzte Station in Chile hatte ich mir die Oasenstadt San Pedro de Atacama vorgenommen, die in der Atacama-Wüste liegt. Die Atacama unterscheidet sich aber signifikant vom klassischen Bild, das man vielleicht so von einer Wüste hat. Sand gibt es nicht allzu viel. Ein großer Teil der Wüste ist felsig oder mit einer Salzkruste überzogen. Außerdem sind die Temperaturen noch erträglich, da San Pedro recht hoch liegt (2400m). Allerdings liegt vieles in der Umgebung noch deutlich höher. Die Anden prägen die Aussicht und man sieht zahlreiche Vulkane in der Umgebung - aus einigen qualmt es andauernd. Außerdem ist alles teuer - die Unterkünfte, das Essen, das Wasser, die ganzen tollen Ausflüge in die Wüste. Deswegen - und auch weil langsam die Zeit knapp wurde - habe ich meine ganzen Unternehmungen in knapp drei Tagen durchgeprügelt, was recht anstrengend war. Die ziemlich abgefahrenen Landschaften in der Umgebung sind dies aber durchaus wert.

Da wäre zum Beispiel der Salar de Atacama, eine große Salzwüste, die aufgrund des enorm seltenen Regens ganz anders aus sieht, als die Salinas Grandes in Argentinien. Außerdem kann man recht viele Flamingos sehen.

Außerdem gibt es ein Hochplateau auf etwa 4000m, welches von einigen Vögeln und Vicuñas bevölkert wird.

Auch sehr interessant sind einige Lagunen direkt in der Atacama. Ein paar von diesen sind so salzig, dass man darin nicht untergehen kann. Das Wasser fühlt sich dabei gar nicht anders an - man sinkt schlicht und ergreifend nicht. Allerdings hat ein Bad darin ein sehr unangenehmes Gefühl auf der Haut zur Folge, weswegen man meistens gleich nochmal ein paar Kilometer weiter zu einer weniger salzigen Lagune fährt und das da "abspült".

Und schnellstmöglich das Salz abspülen

Früh aufstehen muss man, wenn man den Tatio-Geysir sehen will. Der ist am spektakulärsten, wenn es draußen möglichst kalt ist, also kurz vor Sonnenaufgang. Es handelt sich dabei aber nicht um eine einzelne Fontäne, sondern vielmehr um eine Fläche mit unzähligen Löchern aus denen es dampft oder gelegentlich Wasser sprudelt. Allerdings liegt auch der Geysir recht hoch und früh morgens ist es mit -8 Grad auch ziemlich kalt. Als Entschädigung gibt es dann aber im Geysir gekochte Frühstückseier.

Neben verschiedenen Tälern und Schluchten gibt es aber auch ein paar kleinere Dörfer in der Umgebung, die bei diversen Touren angesteuert werden.

Ein ziemlich großer Kaktus Das weiße da unten ist Salz und kein Schnee. Für Photos posieren wird einem hier ausdrücklich empfohlen.

23März
2013

Von weißen Wüsten und bunten Bergen

Auf der Hochebene in Westen der argentinischen Provinz Jujuy befindet sich die Salzwüste "Salinas Grandes". Diese war auch das Hautpziel der Tagestour von Salta aus. Aufgrund der weiten und ebenen Fläche kann man da sehr ulkige Photos machen, bei denen man im Wesentlichen mit der Perspektive herumspielt. Leider hatten wir kein albernes Speilzeug dabei, sodass sich die Blödeleien in Grenzen hielten.

  Da klebt ein Männchen an meinem Finger.

Wer jetzt gar nicht weiß, was eine Salzwüste ist oder wie sowas entsteht, belese sich hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Salzsee

Auf der Rückfahrt konnten wir noch Vicuñas sehen, eine der zwei Lama-Stammformen (die andere ist das eher im Süden anzutreffende Guanaco). Außerdem fuhren wir rückzu durch Wolken, da der Pass mit mehr als 4000m höher ist, als die Wolken.

Wir kamen auf dem Rückweg durch das 1000-Einwohner-Dorf Purmamarca, in welchem ich mich ausklinkte und hier die nächste Station einlegte. Purmamarca ist hauptsächlich für bunten Hügel und Berge ringsherum bekannt, die ihre Farben durch entsprechende Anteile von verschiedenen Erzen, Oxiden, Schwefel oder Ton erhalten.

Das Zentrum von Purmamarca wird hauptsächlich von Läden und Ständen geprägt, bei denen man Ponchos und Hüte und alles mögliche aus Lamafell kaufen kann. Aber egal in welche Richtung man schaut, im Hintergrund befindet sich immer ein bunter oder wenigstens kurios geformter Hügel. Um die besser erkunden zu können, gibt es überdies ein paar Bergpfade, mittels derer man ringsrum oder obendrüber laufen kann.

21März
2013

Salta

Im Nordwesten von Argentinien liegt die Provinz Salta mit der Hauptstadt gleichen Namens. Die ist ein ziemlicher Touristenmagnet und wird recht oft als eine der schönsten Städte des Landes bezeichnet. Für mein Verständnis stehen da zwar zu viele unansehnliche Häuser im Zentrum, aber viele Kolonialbauten und die zahlreichen bunten Kirchen sind zugegebenermaßen schon schick.

Als emotionales Highlight enpuppte sich dann aber ein neuer MP3-Player, den ich mir erwerben musste, nachdem mein alter nicht mehr anspringen wollte. Nach einer Woche mal wieder Musik zu hören, war ein echter Hochgenuss. Dazu passte dann auch, dass man mich in der örtlichen Musikschule an einem Klavier rumklimpern ließ. Ich hatte zwar keine Noten dabei, aber ungefähr 3 Stunden konnte ich mich da doch beschäftigen.

An allen Ecken werden überdies Touren ins Umland angeboten, von denen ich mich für zwei entschied.

Die erste führte in das von Weingütern umgebene Cafayate. Leider sitzt man während dessen die meiste Zeit über nur im Bus, was recht öde ist, wo es doch draußen schon während der Fahrt spektakuläre Landschaften zu sehen gibt. Uns waren da nur ein paar Zwischenstopps vergönnt:

Cafayate selbst ist ein kleines Dorf, dessen Zentrum man im Grunde nach spätestens einer halben Stunde abgelaufen hat. Davon abgesehen besichtigten wir noch ein Weingut im Schnelldurchlauf, was nach Mendoza aber keine sensationellen Neuerungen mehr mit sich brachte.

Bei diesem Kaktus musste ich posieren.

Zur Weiterreise nach Jujuy (Chu-Chui gesprochen) suchte ich mir dann eine zweite Tour aus. Dabei ging es die Zugstrecke nach Chile entlang zu einem Hochplateau mit Pässen bei ungefähr 4000m Höhe.

Diese Tour gestaltete sich sehr viel angenehmer, da der Fahrer flexibel und wir nur drei Mitfahrer (neben mir noch ein Deutscher und ein Schweizer) waren und uns daher mehrfach je nach Landschaft für spontane Stopps entschieden.

Bei einem Zwischenstopp in einem kleinen Dorf wollte wir das Frühstück nachholen. Dort gab es ungelogen den schlechtesten Kaffe, der mir jemals unter gekommen ist.

Da sich der Rest der Tour dann durch die Nachbarprovinz zog, kommt das einfach mal in den nächsten Blogeintrag.

15März
2013

Der Schlund des Teufels

Eines der ersten Highlights, die ich mir für Argentinien gesetzt hatte, befindet sich beim Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay. Zum Ausklang der 2. Märzwoche kam ich nach schlappen 18 Stunden Busfahrt von Buenos Aires in Puerto Iguazú an, der nächsten Stadt an einem der gewaltigsten Naturwunder der Welt, den Wasserfällen von Iguazú.

Schon in der Stadt merkt man, dass man sich hier in einer ganz anderen Klimazone befindet. Die rot-braune Erde, die dichte Vegetation und die warm-feuchte Luft erfüllen die klassischen Vorstellungen der Tropen.

Am zweiten Tag stand ich früh auf, nahm dann den Bus in den Iguazú-Nationalpark. Nach einigem Wandern und einer Fahrt in der Dschungel-Bahn kam ich am Iguazú-Fluss an, über den sich ein System von Brücken bis zum so genannten Schlund des Teufels - dem beeindruckendsten der Fälle - spannt.

Regelmäßig wird man nass, weil sich spontan Wolken bilden, die sich dann auch gleich abregnen. Die Wasseroberfläche am unteren Ende kann man bestenfalls flüchtig sehen, weil gerade im unteren Teil enorm viel Wasser aufgewirbelt wird. Ich bin ja im Normalfall eher zurückhalten, was den Gebrauch von Superlativen angeht, aber diese unfassbaren Wassermengen, das Tosen und die Form dieses Wasserfalls sind wohl das beeindruckendste, was ich je gesehen habe.

Es gibt abseits dieses Hauptfalls noch über 200 weitere Wasserfälle, die man über ein gut gemachtes Wegenetz erreichen und bestaunen kann. Vor allem zum Schießen von Photos ist das sogar interessanter - aber auch hier wird man regelmäßig klatschnass.

Unfassbar! Ja...hier wird man nass. Pflanzen am Hang

Abgesehen davon konnte man auch zahlreiche Tiere sehen. Neben etlichen mitunter enorm großen Schmetterlingen fallen vor allem die Nasenbären auf. Die werden an den im Park befindlichen Imbissbuden oft von Touristen angefüttert und sind deswegen keinesfalls scheu. So knuffig und photogen die auch sein mögen, finde ich das eigentlich doof, da die Tiere mittlerweile ernsthafte Probleme mit Diabetes und Karies haben.

Ein paar der Touristen sind ob der mitunter sehr aufdringlichen Tierchen etwas ungehalten.

12März
2013

Buenos Aires

Während knapp einer Woche Aufenthalt in Buenos Aires musste ich feststellen, dass zahlreiche der europäischen Auswanderer, die Argentinien bevölkern, wohl ihre Heimatstädte vermisst haben müssen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, warum am Delta des Rio de la Plata Madrid nachgebaut wurde. Damit das nicht ganz so sehr auffällt, wurden zwar die Sehenswürdigkeiten ausgetauscht, aber das Stadtbild ist im Grunde genommen das gleiche. Statt der Gran Via gibt es die 9-de-Julio-Allee, statt der Puerta del Sol gibt es die Plaza de Mayo und die zwei rivalisierenden örtlichen Fußballvereine heißen eben nicht Real und Atheltico sondern Boca und River.

Auch kulturell wirkt die argentinische Hauptstadt ziemlich europäisch. Gut, dass auf zahlreiche Plätzen die Flagge wehte - wenngleich während meiner Anwesenheit wegen Chavez´ Tod meist nur auf Halbmast. Sonst hätte ich das eine oder andere Mal fast vergessen, dass ich in Südamerika bin.

Zu den Klassikern unter den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem das Kolumbus-Theater, Recoleta mit seinem Friedhof, Palermo mit seinen großen Parkanlagen, Boca mit seinem Stadion sowie das Zentrum mit den großen Flaniermeilen, Plätzen und zahlreichen Gelegenheiten, Geld auszugeben.

...und von innen.

Erst am letzten Tag besichtigte ich dann aber ein paar Sachen, die doch etwas anders sind, als in Madrid. Da wäre zum einen Tigre zu nennen. Das ist einer der außerhalb gelegenen Orte, die nur durch eine imaginäre Linie vom eigentlichen Buenos Aires getrennt sind - vom Zentrum bis in die meisten Vororte gibt es durchgehend Bebauung. Tigre liegt direkt am Ufer des Rio de la Plata, der hier über 200km (sic!) breit ist. Aufgrund der zahlreichen mitgeschwemmten Sedimente haben sich dort etliche kleine Inseln gebildet, die mit vielen Stegen und Häusern auf Stelzen bebaut wurden.

Außerdem besuchte ich am Abend noch eine Tangoshow, die es hier in recht großer Vielfalt gibt und die meist in eigenen Theatern stattfinden und damit das opulente Gegenstück zu den kleineren Tangoaufführungen bilden, die man oftmals auf der Straße sehen kann.

Am Abend, auf dem Rückweg durfte ich dann noch ein paar Sachen sehen, die ja schon hinlänglich aus Europa bekannt sind. In einem Kulturzentrum sollte ein Saal geschlossen werden. Einigen Jugendlichen missfiel dies, daher wurde er eine Weile lang besetzt und am Dienstag kam es dann zu Ausschreitungen. Man kennt das ja - brennende Mülltonnen, Polizei im Einsatz, Steine und Molotovcocktails fliegen. Ich hatte insofern Glück, dass ich in einem ruhigen Moment zur Unterkunft konnte. Von dort aus verfolgte ich dann das Geplänkel auf der Straße über´s Fernsehen, welches live von vor der Haustür berichtete. Am nächsten Morgen war aber wieder Ruhe.

04März
2013

Uruguay

Nach all dem Klettern und Fliegen der vergangenen Tage und Wochen gedachte ich, mir mal ein paar entspanntere Tage an der Atlantikküste zu gönnen. Eine Woche Uruguay sei ausreichend, dachte ich mir. Ist ja nicht so groß dachte ich mir außerdem. Und alle Reiseführer scheinen das ja zu bestätigen: Es gibt keine für Uruguay. Meistens wird das in einem Buch über Argentinien am Rande mit abgehandelt. Und auch ich bin da nicht besser und handle die ganze Nation in einem Blogeintrag ab, was ja sonst bestenfalls der Umfang für eine einzelne Stadt ist.

Ich hatte mir dabei 3 Orte an der Küste ausgesucht. Da ich eine Busverbindung von Córdoba nach Punta del Este (Ostspitze) auftreiben konnte, wollte ich danach einfach mit kleinen Fahrten wieder Richtung Westen und schließlich nach Buenos Aires kommen.

Mein erster Zwischenstopp war dabei ein kleiner Vorort von Punta del Este namens Punta Ballena (Walspitze). Ich hatte nur den Namen und die Anschrift von meiner dortigen Unterkunft zur Hand und meinte, ich könne das einfach finden, indem ich Leute auf der Straße fragte. Nach Punta Ballena kommen war auch recht einfach, da mich der Busfahrer einfach schon ein Stück vor Punta del Este an der entsprechenden Haltestelle absetzte. Ich folgte von dort erstmal der einzigen Nebenstraße bis ich den ersten Passanten traf und mich nach meinem Hostel erkundigen konnte. Der wieß mir auch gleich eine Richtung und meinte sowas wie: "Ja, ´nen guten Kilometer da lang."

Nur um auf der sicheren Seite zu sein, fragte ich dann etwas später einen weiteren Uru nach dem Hostel Casablanca. Entschlossen zeigte er in die gleiche Richtung wie der erste und meinte: "Kenn ich, nach Casapueblo geht´s da lang." Als ich ihm erklärte, dass das ja gar nicht das sei, was ich suchte, versuchte er noch ein paar mal, mir den Weg nach Casapueblo zu weisen, bevor er gestand, Casablanca gar nicht zu kennen. So Ähnlich ging das dann noch eine Weile so weiter. Offenbar gehört die Region zu denen, in welchen es als unhöflich gilt, einem fragenden Fremden nicht behilflich zu sein. Da macht es dann auch nichts, wenn man als Gefragter das Gesuchte nicht kennt. Notfalls erzählt man eben irgendwas. Letztlich traf ich dann ein paar Leute, die Google Maps zu Rate zogen und mich dann sogar mit ihrem Auto da absetzten, aber der Tag war trotzdem halbwegs gegessen.

Vom Strand hatte ich dann die nächsten Tage nicht so viel, da es meist regnete und oft auch sehr windig war. Dafür aber konnte ich die Casapueblo besuchen (ich wusste ja schon, wo die sich bedindet), was die über Jahrzehnte gewachsene Villa des lokalen Künstlers Carlos Páez Vilaró ist.

Aber man hat von überall Blick auf´s Meer.

Am Montag ging es dann weiter nach Montevideo, in die uruguayanische Hauptstadt. Das dauerte etwas länger als gedacht. Die Hostelrezeptionistin in Punta Ballena hatte mir zwar telefonisch eine Reservierung in einem Bus verschafft, aber das schien den Busfahrer nicht weiter zu interessieren. Der fuhr einfach an der Haltestellt vorbei. Im Zuge kollegialer Verbundenheit machte es ihm der Fahrer des nächsten Folgenden Buses gleich. Leicht genervt konnte ich dann aber doch noch einen Bus zum Anhalten bewegen.

Montevideo liegt in etwa da, wo das Fussdelta des Rio de la Plata in den Atlantik übergeht und besteht im Zentrum hauptsächlich aus zwei Gebäudetypen: Enorm prunkvolle Villen in Reihenhausform mit Türmen, Balkonen und reich verzierten Fassaden sowie ziemlich hässlichen Klotzhäusern. Zwischen beiden Extremen gibt es nicht viel. Außerdem ist auffällig, wie unglaublich viele Leute mit ihrem Mate-Pot und einer Thermoskanne unterwegs sind. Mate scheint fast sowas wie eine Volksdroge zu sein, nur eben keine allzu Harte.

Zu den Sehenwürdigkeiten gehören das Stadion, in dem Uruguay der erste Fußballweltmeister wurde, eine langgezogene Parkanlage mit original nachgemachter Burg sowie die Strandpromenade.

Ansonsten ist Montevideo aber nicht mit besonders vielen Highlights gesegnet. Dennoch bleibt der Eindruck, dass es wohl zum Leben eine der interessanteren Städte Südamerika ist.

Zum Abschluss ging es dann noch nach Colonia de Sacramento. Dabei handelt es sich um eine kleine Stadt, deren Zentrum von Portugisen gegründet wurde und welches noch heute vergleichsweise alte Gebäude und Reste der Stadtmauer besitzt.