Berichte von 02/2013

28Februar
2013

Córdoba

Auf dem Weg zur Atlantikküste legte ich in Córdoba - der zweitgrößten argentinischen Stadt - einen Zwischenstopp ein. Im Gegensatz zu Mendoza ist Córdoba aber nicht nur ein Ausgangspunkt um die Umgebung zu erkunden. Die Stadt ist auch selbst einen Besuch wert und besticht durch viel interessante Architektur, eine große Universität sowie zahlreiche Museen und Theater.

Das Stadtbild ist vor allem sehr heterogen und es stehen mitunter noble Villen direkt neben Hochhäusern und alten Jesuitenruinen. Außerdem gibt es enorm viele Kirchen, die alle sehr unterschiedlich aussehen.

Vom Hostel aus kommend läuft man Richtung Zentrum zum Beispiel zuerst am jesuitischen Block, sowie einigen Uni-Gebäuden vorbei.

Auch der zentrale Platz kann sich sehen lassen. Interessant hier vor allem, dass die Silhoutten von Kathedrale und Rathaus auf dem Marktplatz nachgezeichnet wurden.

Um zumindest im Zentrum die meisten Sachen zu sehen, benötigte ich schon zwei Stadtrundgänge.

Am Donnerstag wollte ich dann weiter in Richtung Atlantik reisen. Von meinem ursprünglichen Plan, direkt nach Buenos Aires zu gehen, nahm ich Abstand und schob erstmal den Ausflug nach Uruguay dazwischen, um dann auf dem Rückweg die argentinische Hauptstadt zu besichtigen. Folglich saß ich pünktlich gegen 10:00 morgens im Flugzeug. Mitnichten aber, um nach Uruguay zu gelangen. Dafür hatte ich mir die viel verlockendere 18-Stunden-Busfahrt ausgeguckt. Bis zu deren Start hatte ich aber noch Zeit und mir daher mal Skydiving vorgenommen.

Anfangs war ich zwar noch ziemlich entspannt, aber mit steigender Höhe in einer winzigen Propellermaschine wurde ich dann doch nervös und als dann die Tür geöffnet wurde und ich mit meinem Tandemsprungpartner zum Rand rutschte, war ich mir spätestens sicher, dass das eine blöde Idee war. Ich weiß nicht, ob es half, dass das andere Tandem zuerst sprang - die sind dann so schnell weg. Aber spätestens, wenn man dann aus dem Flugzeug fällt, kann man gar nicht mehr nervös sein. 3000m sind einfach schon zuviel, um noch Höhenangst zu haben und zum nachdenken kommt man nicht, weil man von den paar Sekunden freien Falles viel zu sehr berauscht ist. Nach nicht mal einer Minute ist dann auch schon alles vorbei und man segelt im Fallschirm dem Boden entgegen.

Neben mir machten das am selben Vormittag im Übrigen noch 3 Israelis, wobei das mangels Platz im Flugzeug mit zwei Flügen abgewickelt werden musste. Abschlusshighlight, war dann das ansehen der Videos der jeweiligen Sprünge, welches in meinem Falle hier zu finden ist:

http://youtu.be/USDK_qNcisI

Dann durfte ich auch mit dem Armen rumwedeln. Danke, Marcos.

25Februar
2013

In der Klischee-Kolonie

In der Nähe der Metropole Córdoba befindet sich das Örtchen Villa General Belgrano, das sich sehr schön für einen Tagesausflug eignet.

Bekanntheit erlangte es schon kurz nach der Gründung zu Beginn der 30er Jahre als von Einwanderern gegründetes, typisch deutsches bzw. alpines Dorf. Spätestens ab den 50ern hat es zwar keine nennenswerten Neu-Auswanderer dorthin gegeben, aber zu touristischen Zwecken haben sich die Einwohner redlich darum gemüht den Eindruck eines bayrischen Dorfes zu wahren und sogar zu übersteigern. Die Gegend selbst ist wohl eine der wohlhabenden in Argentinien und die Häuser sehen alle sehr gepflegt und hübsch aus. Dekoriert sind sie aber allesamt mit Holzschildern, auf denen regelmäßig deutsche Wörter eingestreut sind. Außerdem gibt es geschlagene 4 Brauereien und ein Oktoberfest, dessen Deko und Bühne aber das ganze Jahr über steht.

Die Grenze zu richtigem Kitsch wird aber eher selten erreicht - oder ich bin dem gegenüber schon abgestumpft. Jedenfalls gibt es durch einige Gartenanlagen auch einen Bach, den man entlang laufen kann und einige Berge zum raufklettern, wenn man kurz Pause von so viel Klischee auf einmal machen will.

Nach etwa 10 Stunden in Villa General Belgrano, war ich mir sogar sicher, dass es neben den Touristen sogar auch ein paar echte Einwohner gibt. Es können nur nicht allzu viele sein, da es 3 Mal so viele Touri-Infos wie Supermärkte gibt.

 

P.S.

Mit den Bildern dieses Eintrags wurde die 50MB-Marke überschritten. Ich muss also in einer Zwischenlaudatio meinen Vater erwähnen, der mir die Premiummitgliedschaft und damit erhöhtes Speichervolumen bescherte, ohne welches dieser Blogeintrag nur noch als Textversion hätte erscheinen können. Danke.

23Februar
2013

Mendoza

In einer steppenartigen Region im Westen Argentiniens liegt Mendoza. Eigentich als großes Weingebiet bekannt, hat sich um die Stadt herum ein ziemlich gut laufender Abenteuertourismus entwickelt. Das reizte mich natürlich. Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich in Argentinien bisher noch viel zu wenig Wein getrunken hatte. Damit fehlte mir natürlich ein essentieller Bestandteil der Landeskultur, die ich nicht gänzlich auslassen wollte.

Also gönnte ich mir eine knappe Woche Zeit in Mendoza, um möglichst viel davon nachzuholen. 

Den ersten Tag vertendelte ich dann doch eher in der Stadt, aber nach der 12-Stunden Busfahrt von Neuquén aus, war ich noch etwas müde. Mendoza selbst ist nicht allzu interessant, erinnert aber ungemein an Santiago. Vor allem die Platanen, die fast alle Straßen und Parks säumen, tragen dazu bei. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass man ja weiß, dass die chilenische Hauptstadt (für südamerikanische Verhältnisse) in der Nähe liegt. Befände sich zwischen beiden Städten eine Autobahn, wäre man wahrscheinlich in 2-3 Stunden da. Allerdings liegen stattdessen einige der höchsten Andengipfel und ein Grenzübergang dazwischen, weswegen ich von einem Nostalgieausflug absah.

Am nächsten Tag ging es dann aus der Stadt raus in das Mendozatal. Als erstes stand Rafting auf dem Programm. Das stellte sich nicht so sehr als andauernder Adrenalinrausch heraus, wie ich erwartet hatte, war aber dennoch sensationell. In einem knall-gelben Schlauchboot ging es eine gute halbe Stunde den Fluss Mendoza runter. Unsere Besatzung bestand aus 6 Paddlern und einem Navigator, der gleichzeitig unser Tour-Guide war. Der Mendoza ist schon eine ziemlich braune Brühe und auf der Strecke gibt es einige Stromschnellen, so dass ein erfahrener Mann am Steuer schon hilfreich ist. Aber da der Februar tendentiell ein trockener Monat in der Gegend ist, war der Wasserstand nicht besonders hoch und wir mussten uns nicht besonders rein hängen. Da blieb mehr Zeit, sich festzuhalten und die Wasserstrudel zu sehen, in die man dann gleich stürzt.

Auch ohne ins Wasser zu fallen oder zu kentern, hat man keine Chance da trocken raus zu kommen - notfalls sorgt der Navigator dafür in dem er das Boot rückwärts gegen irgend einen Felsen oder in einen Strudel fahren lässt. Eine der großartigsten Sachen, die ich bisher gemacht habe.

Wir sind nicht gekentert. Gelegentlich mussten wir um ein paar Felsen herum

Danach gab es dann nochmal eine runde Zipline. Im Vergleich zu den Bahnen im Wäldchen bei Puerto Varas, war das hier aber deutlich spektakulärer. Das lag an zwei Hauptgründen: Zum Einen waren die Strecken grundsätzlich länger (bis zu 450m) und zum Anderen gab es an der Zielplattform ein Bremssystem, sodass man ohne vorher selbst abbremsen zu müssen bis zum Ziel durchbrettern konnte.

Fetzt.

Am nächsten Tag versuchte ich mich dann mal via Crash-Kurs zum Weingourmet fortzubilden. Ein bisschen außerhalb der Stadt kann man in einem Vorort namens Maipu, in dem aus irgendwelchen Gründen etliche verschiedene, ausschließlich familiär betriebene Weingärten gibt, eine Radtour mit Verkostungen kombinieren. Maipu ist zumindest darauf vorbereitet. Es gibt sogar ein Netz zwischen den meisten Weingütern, aber nur da. Mein anfänglicher Versuch, das geliehene Rad zum Rumfahren abseits der angedachten Strecke zu gebrauchen, funktionierte daher nicht so gut, da die etwas altertümlichen Drahtesel nur mit recht viel Kraftverschleiß über die Buckelpisten außerhalb des vorgesehenen Wegenetzes gewuchtet werden können. Von den Umständen dazu genötigt, musste ich also schon mittags bei ziemlicher Hitze damit anfangen, etliche verschiedene Weine zu verkosten. Meistens gibt es dabei eine Führung, die im Normalfall nicht länger als 5-10 Minuten dauert und an deren Ende man dann den einen oder anderen Wein probieren kann. Als persönlicher Erfahrungswert blieb bei mir hauptsächlich hängen, dass die teureren Weine, denen besonders viele Eigenschaften des Fasses nachgesagt werden, tatsächlich einige ganz andere Geschmacksnuancen aufweisen. Meist schmeckte ich Erde, modriges Holz und alten Kaffeesatz heraus. Tendentiell sagte mir also eher die billigen Weine zu. Damit fühle ich mich jetzt halbwegs vorbereitet auf den Fall, in Supemarkt mal wieder ahnungslos vorm Weinregal zu stehen: In die unterste Reihe greifen reicht!

Die Rückfahrt war dann nach 4 Weingütern sogar relativ anstrengend, aber irgendwann bin ich wieder in Mendoza angekommen.

Am Donnerstag setzten ich und mein Geldbeutel dann zum Freiflug an. Paragliding hatte ich mir vorgenommen. Das dauert insgesamt gar nicht solange. Man fährt mit einem Jeep eine Rumpelpiste auf 1600 Meter rauf und segelt dann im Tandemflug runter. Das Fluggefühl ist meines Erachtens mit nichts zu vergleichen, was ich jemals vorher gemacht hatte. Es mag daran gelegen haben, dass wir kaum Wind hatten, aber alles ging recht ruhig aber unvorhersehbar vonstatten. Man gleitet gemächlich vor sich hin und plötzlich kippt man nach links oder rechts oder hinten. Leider konnte ich das Fluggefühl nicht völlig genießen, da meinem Bauch das Geschlenker weniger zusagte.

Nach 30 Minuten waren wir dann auch schon unten.

Am Freitag stand dann ein Ausflug in die Anden auf dem Programm. Man fährt dabei einfach das Mendozatal rauf und hält bei gelegentlichen Highlights an. Diese waren vornehmlich der ehemalige Grenzübergang nach Chile auf gut 4000m Höhe, von dem aus man auch den Aconcagua sehen kann, sowie die "Inka-Brücke". Dabei handelt es sich um eine natürlich entstandene Brücke, die vom Wasser einer heißen Quelle unterspült wird. Da dieses Wasser viele verschiedene Mineralien enthält, haben die Steine da etliche bunte Streifen und sehen daher ziemlich abgefahren aus. Zum Ködern von Touristen wurde da mal ein kleines Dorf samt Hotel drum herum gebaut, von dem das Meiste aber bei einem Erdrutsch zerstört wurde. Nur Teile des Hotels und die Kapelle stehen noch.

Der Haken an der ganzen Tour war bloß, dass sie morgens halb 8 begann. Das steht eigentlich im Gegensatz zur sonstigen Zeiteinteilung in Mendoza. Es ist zum Beispiel durchaus üblich, das Familien mit kleinen Kindern noch nachts zwischen 1 und 2 an Restauranttischen sitzen und ihr "Abendbrot" essen. Wer also Tages- und Nachtprogramm haben will, muss den Schlaf eher rationieren.

16Februar
2013

Dinosaurier

Wer früher aufmerksam die ganzen tollen Dino-Bücher, zumeist sammelbaren Karten oder dergleichen mehr gelesen hat, der kann sich vielleicht entsinnen, dass viele der riesigen Gattungen recht oft in Argentinien entdeckt wurden. Meine ganz großen Paläontologenzeiten sind zwar vorbei, aber dennoch beschloss ich, mal für ein paar Tage Neuquén zu besuchen, was als das Zentrum der Paläontologie in Argentinien gilt.

Ich hatte mir das auch ganz sehenswert vorgestellt. Den Beschreibungen nach, die ich zuvor gelesen hatte, gäbe es einige gute Museen und man könne den Leuten auch beim Knochenausgraben in freier Wildbahn zuschauen und auch selbst ein bisschen durch den Dreck kriechen. Im von mir gebuchten Hostel sei es außerdem möglich, entsprechende Touren zu planen und einen Pool gebe es auch noch!

Aber das Hostel konnte dann mit den Erwartungen nicht so richtig mithalten. Der Pool war zugeschüttet und in Rasen umgewandelt worden und außerdem ware kaum Leute da. Ich hatte einen Zimmergenossen, der mir aber reichlich merkwürdig vorkam. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag war es ihm wohl zu heiß und in seinem Bett hielt er es nicht aus. Die völlig logische Reaktion war dann natürlich, dass er sich auf den Boden legte. Von da aus rollte er dann immer mal ein bisschen durch das Zimmer. Ein paar Mal knallte er dabei an mein Bett. Ich sagte ihm natürlich, dass er sich in sein Bett machen sollte, aber er grummelte nur kurz "calor" (Hitze) und rollte in anderer Richtung weiter. Als ich dann am nächsten Morgen aufstand, fragte er mich als erstes, ob ich Socken von ihm kaufen wolle.

Davon abgesehen stellte es sich als recht knifflig heraus, tatsächlich mal auf Dinos zu treffen. Das lag nicht nur daran, dass die schon ausgestorben waren. Die ganzen Sehenswürdigkeiten liegen nämlich alle um die Stadt herum verteilt in einer Entfernung, die man nicht mehr mittels Laufen bewältigen kann. Neuquén selbst ist eher öde. Linienbusse dahin gibt es zumeist auch nicht, sondern man muss sich selbst die Anfahrt organisieren. Ich erkundigte mich im Hostel danach und erfuhr folgendes:

  • Die Tour zu den Ausgrabungsstätten wäre gegenwärtig nicht möglich, da sich Ureinwohner wohl juristisch gegen die Nutzung des Landes dort zur Wehr setzten und das Verfahren noch liefe.
  • Für die anderen Touren müssten weitere Teilnehmer gefunden werden, wenn ich die Touren nicht im Alleingang bezahlen wollte.

Dass mir mal Indianer einen Strich durch die Rechnung machen würden, hatte ich auch nicht erwartet. Und da das Hostel quasi leer war, fanden sich auch keine anderen Teilnehmer für die Fahren. Außerdem wollte ich gar nicht erst wissen, was mein Zimmergenosse wohl im Auto angestellt hätte, wenn es ihm dort zu heiß gewesen wäre. Ich hatte aber auch keine Lust, über 100€ nur für die Anfahrt zu einem Museum zu bezahlen. Also hielt ich mich an das Ernesto-Bachmann-Museo, welches im halbwegs nahe gelegenen El Chocon als einziges mittel Bus zu erreichen war.

Das ist auch ganz nett und hat ein paar ordentliche Gerippe im Aufgebot. Allerdings ist es auch sehr klein und man hat nach einer guten Stunde schon alles gesehen. Da dauert die 90km-Anfahrt im Bus mit sagenhafte 1½ Stunden schon länger. Ansonsten gibt es in El Chocon aber auch nicht viel zu sehen. Erwähnenswert ist nur, dass ich dort die hässlichste Kirche entdeckte, die ich jemals gesehen hatte.

Die anderen Tage sah ich mir zwar noch ein bisschen was von der Stadt an, aber zum weiterempfehlen reichte es nicht mehr.

13Februar
2013

In und um Bariloche

Man stelle sich vor, dass eine Landschaft, geprägt von Fjorden, Wäldern und Bergen zu einem Nationalpark erklärt und dann darin - zwischen See und Hang - eine Stadt gegründet würde, bei derem Gesamtbild versucht wurde, ein klischeehaftes schweizer Dorf nachzuahmen. So in etwa sieht San Carlos de Bariloche aus, bei dessen Stadtnamen zumeist die ersten drei Wörter weggelassen werden.

Im Norden Patagoniens gelegen, gibt es im umliegenden Nationalpark mit dem leicht zu merkenden Namen "Nahuel Huapi" etliche mögliche Aktivitäten die in der Bandbreite von am Strand liegen bis Paragliding alles abdecken. Daher entschied ich mich gleich am ersten Tag für zwei davon, die mir überdies im Hostel empfohlen wurden.

Die Stadt in westlicher Richtung verlassend kann man eine Berg namens Cerro Campanario erklimmen und außerdem eine Fahrradtour machen. Letztere ist eine Art Um-den-See-Tour für die man - so wurde mir berichtet - 5-6 Stunden einplanen kann. Da ich morgens aber ziemlich rumtrödelte kam ich erst recht spät mit dem Bus am Fuße des Cerro Campanario an und entschied mich daher dazu, mit dem Sessellift raufzufahren. Eigentlich ja nicht mein Verkehrsmittel der Wahl, da auf Berge mit Panoramasicht über patagonische Fjordlandschaften klettern ja schon immer zu meinem liebsten Hobbys zählte, aber ich wollte nicht zu viel Zeit für die Radtour mit dem Rauf-und-Runter verplämpern. Die Aussicht von oben ist wirklich spaktakulär und hätte definitiv auch einen Aufstieg zu Fuß gelohnt.

Nachdem ich da oben zwischen den einzelnen Felsen und Aussichtsplattformen herumgeklettert war, fuhr ich wieder nach unten und lief die 400m bis zum Fahrradverleih. Nach 3 Monaten Drahteselabstinenz war ich übrzeugt, hier das Richtige zu tun. Zum Fahrrad dazu erhielt ich einen schlecht sitzenden Helm, eine unglaublich schicke, knallig orange-farbene Weste sowie ein paar Instruktionen. Die gesamte Strecke um den See herum umfasst etwas mehr als 25km und wurde mir als fortwährendes Auf- und Ab beschrieben, für die man 4 Stunden veranschlagen können. Außerdem gebe es zwei mögliche Erweiterungen: Eine zur sogenannten schweizer Kolonie und eine zu einer Bucht, die mit jeweils einer zusätzlichen Stunde Fahrzeit geschätzt wurden. Ich wurde da schon etwas skeptisch, denn laut Karte war eine dieser Erweiterungen nur 3 km lang und ich fragte mich, was für einen Mordsberg es da wohl zu überwinden gäbe, als das man 1 Stunde dafür brauchen könnte. Aber ich frage mal nicht weiter nach und fuhr los. Es ging auch gleich recht ordentlich bergan und nach etwa 1km traf ich auch schon auf die ersten, die sich zum Schieben entschlossen hatten. Davon abgesehen war die Strecke zum Fahren eigentlich sehr schön, aber leider etwas zu stark befahren. Als ich nach einem Viertel der Gesamtstrecke zum Abzweig zur schweizer Kolonie kam, entschied ich mich, die mal zu besuchen. Waren ja erst 20 Minuten rum. Es ging runter vom Asphalt und über eine Schotterpiste. Vorbeifahrende Autos grüßten mich mit imposanten Staubwolken. Die schweizer Kolonie selbst war dann so eine Art Campingplatz mit ein paar Häusern, deren Architektur wohl typisch schweizerisch sein sollte. Für mehr als das Prädikat "nett" reichte es da aber nicht. Im weiteren Verlauf der Tour verschlechterte sich das Wetter, so dass ich mich ein bisschen ins Zeug legte um nicht während des drohenden Regens fahren zu müssen. Das führte dann dazu, dass ich die mit 6 Stunden kalkulierte Strecke bereits nach 2½ abgefahren hatte. Weitere Strecken gab's auch leider nicht, so dass ich eher so halbzufrieden zurück ins Hostel fuhr.

Am nächsten Tag setzte ich mal einen Stadtrundgang an. Vor allem das Zentrum fand ich ziemlich hübsch. Aber auch drum herum macht Bariloche - wahrscheinlich aufgrund seiner Hanglage - was her. Kurios fand ich, das an einigen Stellen die Straßenschilder offenbar mit Werbung fixiert sind. Außerdem gibt es riesige Schokoladen-Läden, die mitunter tempelhaften Charakter haben.

Rückseite des Rathauses

Später bin ich dann mal einen der innerstädtischen Hügel hinaufgekletter und entdeckte da etwas überascht ein paar Ibise auf dem Dach eines Hauses. Dessen Bewohnener bemerkte recht schnell, dass ich von denen Photos machte und kam spontan - nur mit Shorts bekleidet aus der Tür geplauzt. Mit stolz-geschwelltem Bauch berichtete er mir, wie er die Vögel angefüttert hätte und demonstrierte mir das dann auch gleich. Er holte kurz eine Tüte aus seinem Haus und schmiss irgendetwas auf die Wiese und die Ibise machten sich auch artig darüber her. Als ich ihn fragte, was er denen denn verfüttere, entgegnete er nur, dass die eigentlich alles äßen.

Am Montag wollte ich dann mit meinem Zelt zum Cerro Catedral aufbrechen und einen Zwei-Tage-Treck machen. Eigentlich hätte das ja gepasst, da mein Hostel sowieso schon ausgebucht war und ich keine Reservierung hatte. Allerdings machte mir das Wetter dabei einen Strich durch die Rechnung, sodass ich mir spontan noch wo anders eine Unterkunft besorgen musste und den restlichen Tag eher mit Lesen verbrachte.

Am Dienstag erklomm ich dann den Cerro Otto (1405m), der im Winter wohl ein ziemliche großes Ski-Zentrum ist.

Am Mittwoch holte ich dann das nach, was ich eigentlich für Montag & Dienstag eingeplant hatte an einem Tag. Ich wollte mit dem Bus nach Coihues fahren, von dort aus dann um den Cerro Catedral herum zum Refugio Frey laufen und anschließend dem Weg folgend um den Gipfel herum zur Basis des Berges, die Villa Catedral heißt. Ich hatte aber keine Karte oder genaue Wegbeschreibung, sondern wusste bloß, dass man das wohl so ähnlich machen könne und es dabei eine schöne Aussicht zu genießen gäbe. Da das so 8 Stunden zu laufen wären machte ich mich mal halbwegs zeitig auf den Weg und kam gegen 10:00 im Dorf Coihues an. Nachdem ich kurz einen Anwohner nach dem Weg gefragt ging es los.

Nach einer guten Stunde kam ich dann zu meiner Verwirrung in Villa Catedral an. Das hatte ich so ja eigentlich nicht eingeplant. Zwar gab es von hier einen vergleichbaren Weg, wie der von mir geplante, aber ich hatte damit faktisch schon mal 1½ Stunden vertrödelt, was mich in Anbetracht der noch ausstehenden 8 Stunden Wanderung schon ein bisschen aufregte. Aber nach kurzer Zeit fand ich vom Dorf aus den richtigen Weg (der hier auch ausgeschildert war) und war auch bald wieder optimistisch, zumal dieser Abschnitt viel schöner war, als der erstere. Anfangs ging es gemählich voran, immer um den Cerro Catedral herum. Nach etwa einer Stunde ging es dann in den Wald und schon deutlich steiler bergauf. Nur das letzte Stück war dann aber ernsthaftig anstrengend, da steil und recht felsig. Schließlich kam ich nach 2½ Stunden im Refugio Frey an.

Ich machte nur einen kleinen Stopp und füllte meine Wasserflasche auf. Der Rückweg sollte ja anspruchsvoller sein und ich wollte nur ungern im Düsteren über die Felsen krauchen. Es stellte sich dann heraus, das der Weg nicht wirklich um den Berg herum, sondern vielmehr über ihn herüber führte. Das wusste ich vorher nicht und als der Weg eine Lagune entlang direkt zu einer Felswand führte, fragte ich mich schon, wie es denn da wohl weiter ginge.

Die folgenden 2 Stunden waren dann eher Klettern als Wandern. Es ging mehrfach enorm steil bergauf und man brauchte wirklich die Hände um über einige große Felsblöcke zu kommen. Stufen von 1,20m Höhe waren nicht selten. Mit großem Rucksack und Zelt und allem macht das dann wohl keinen Spaß mehr. So aber konnte ich immer wieder die spaktakulären Aussichten genießen. Es wirkte auch viel naturbelassener, da kaum mal eine andere Person zu sehen war. Nach kanpp drei Stunden Klettern kam ich dann auf der anderen Seite des Berges an, auf der dann ziemlich viel Betrieb war. Im Winter ist die Region ein riesiges Ski-Gebiet und es gibt etliche Sessellifte, von denen im Sommer zumindest ein paar betrieben werden. Entsprechend fuhren einige Touristen herauf um im überteuerten Bergrestaurant zu essen oder vor der Aussicht für Photos zu posieren. Ich entschied mich dann auch dazu, via Lift wieder nach unten zu fahren und von da aus mit dem Bus zurück nach Bariloche zu fahren. Das war der definitiv anstrengendste, aber auch spektakulärste Tag in Bariloche.

Wegmarkierungen.

08Februar
2013

Grenzübertritt in 7 Verkehrsmitteln

Nach guten 3 Monaten in Chile (abgesehen von einem Wochenende in El Calafate), hatte ich beschlossen, nach Argentinien überzusetzen. Von Puerto Varas aus gab es dabei im Wesentlichen 3 Möglichkeiten:

  • Vom nahe gelegenen Flughafen aus fliegen oder
  • Eine 6-8 stündigen Bus-Tour über Osorno nach Bariloche nehmen oder
  • Mit einer Kombination aus Booten und Bussen durch die Seen über einen Pass mitten im Nationalpark

Völlig überaschenderweise entschied ich mich für die Boot-Bus-Nationalpark-Tour.

Los ging's gegen 8:00 in Puerto Varas in einem Bus der die Leute in ihren Hotels abholte. Nur mich natürlich nicht, da ich ja "nur" in einem Hostel übernachtet hatte und folglich zum nächsten Hotel gehen musste. Das war zwar quasi um die Ecke, aber da es gar keine mitreisenden Gäste aus diesem Hotel gab, war das schon etwas albern.

Zunächste ging es erneut zu den Saltos de Petrohué, da die quasi auf dem Weg lagen. Alle wurden abgesetzt, damit inzwischen das Gepäck zum See gefahren und auf's Boot verladen werden konnte. Den erneuten Eintritt zu den Wasserfällen sparte ich mir jedoch, da es ziemlich neblig war und das Gelände gerade von 6 Busladungen von Menschen überrannt wurde.

Kurze Zeit später ging es dann in einem großen Katamaran über den Allerheiligen-See nach Peulla.

Während der Fahrt gab es nochmal den Osorno zu sehen.

Peulla liegt mitten im Nationalpark und wir hatten etwas Aufenthalt um für die eine oder andere angebotene Aktivität nochmal was zu berappen. Im Grunde fand ich ja Zip-Lining (für das es leider gar kein deutsches Wort gibt) ganz interessant. Dabei sind zwischen hochgelegenen Plattformen (typischerweise in hohen Bäumen) Drahtseile gespannt und man hängt an einer Art Rolle mit Rad und rattert dann die Seile entlang von Plattform zu Plattform. Allerdings hatte ich genau das schon tags zuvor gemacht, weswegen ich mich mit meinem Mittags-Paket beschäftigte und später etwas durch den Wald kletterte.

Danach ging es dann mit den Bus über den Bergpass "Perez Rosales" nach Argentinien. Uns wurde nebenbei erklärt, dass da auch schon Roosevelt und Che Guevara drüber gefahren sind - wenngleich nicht im Bus.

Die Papier- und Stempel-Orgie bei der Einreise ging recht flott vonstatten. Aber da wir auf das Boot über den Frias See warten mussten, konnte ich ein paar Photos von der Gegend machen.

Lago Frias

Weiter ging es dann in einem kleineren Boot in einer etwa 25 minütigen Überfahrt.

Danach ging es dann erneut in den Bus. Führ lächerliche 3 Minuten Fahrt haben die da extra ein paar Shuttle-Busse zwischen den Seen, die sogar entsprechendes Design haben.

Danach ging es dann zur letzten Überfahrt im Boot.

Das letzte Stück in die Stadt hinein ging es dann wieder mit dem Bus, der alle in ihren Hotels absetzte - nur mich nicht. Ich hatte ja nur eine Reservation für ein Hostel und musste deswegen ein (kurzes) Stück laufen.

07Februar
2013

Ein Abend im Museum

Eher zufällig erfuhr ich von einem Museum in Puerto Varas, welches ich an meinem vorerst letzten Tag in Chile besuchte. Es war eine Mischung aus Gemäldegalerie und Antiquitätenkabinett, die ich echt interessant fand. Dabei gab es zwei Highlights. Zum einen ein (wenngleich enorm verstimmtes) Klavier, auf dem ich mal ein bisschen rumklimpern konnte und zum anderen einige uralte Zeitschriften aus verschiedenen Ländern, in denen dann insbesondere die Werbeanzeigen mitunter recht ulkig waren.

Hier mal ein paar Eindrücke:

Entfettungstabletten aus der Schlachterstraße mit realistischem Vorher-Nachher-Vergleich

Da wäre Sigurd mit seinem Laden wohl neidisch.

05Februar
2013

Petrohué

Nach dem ich die letzten Tage ja eher auf der faulen Haut gelegen hatte, war es heute mal wieder an der Zeit für einen Ausflug, nachdem sich das Duschen richtig lohnt.

Ich wollte ja ohnehin in den Rosales-Nationalpark, um dort die Wasserfälle zu sehen. In meinem Hostel in Puerto Varas wurde aber gleich einen Tagestour angepriesen, in der dies enthalten war. Außerdem warb man mit der Erklimmung des Osorno-Vulkans und einigen Trekking-Abschnitten in bereits erwähnten Park.

Allerdings kam das aufgrund zu geringer Interessentenzahl nicht zu stande. Nach etwas herumfragen kam ich dann aber darauf, dies einfach auf eigene Faust zu organisieren, da reguläre Busse zumindest in den Park fuhren.

Das Wegenetz im Rosalespark ist aber nicht so zusammenhängend, wie zum Beispiel in Torres del Paine. Er liegt vielmehr um eine Straße herum. Man kann da an mehreren Stellen aus dem Bus steigen und von da aus loslaufen. Für den ersten Abschnitt wählte ich - in Anlehnung an die ursprünglich im Hostel angepriesene Tour - eine Strecke direkt am Allerheiligen-See.

Auf dem Weg waren nur sehr wenig Leute unterwegs, so dass man die Natur genießen konnte. Nachdem sich der Weg anfangs direkt am See entlangschlängelte, ging es nach etwa 30 Minuten in hügeliges Terrain, das von Regenwald bewachsen war.

Es war aber keine Regenzeit, sondern bullig warm und sonnig. Dies machte das ganze wandern erst recht anstrengend, als es aus dem Wald heraus ging und sich der Weg über eine Art Steppe schlängelte. Hier waren vor allem die Farben geradezu unglaubwürdig. Der Weg war von Asche schwarz und die "Wiesen" ringsherum bestanden aus vertrocknetem, weißen Moos. Es wirkte wir farbverkehrt.

Und mit ordentlich Abstand auch Bäume.

Nach gut drei Stunden, wurde mir dann die Ehre zuteil, eine noch im Bau befindliche Aussichtsplattform quasi als erster Tourist zu erklimmen. Da die Treppe noch nicht montiert war, musste man ein bisschen klettern.

Ich muss aber zugeben, das mir der Ruhm hier nicht alleine gebührt. Ein Niederländer war ebenfalls hochgeklettert. Er war zusammen mit seiner Frau in den Flitterwochen hier unterwegs und ich hatte die beiden schon zu beginn des Weges aufgegabelt.

Die waren dann auch so freundlich, mich danach mit ihrem Wohnwagen (was Holländer eben so haben - auch hier in Chile), mit den Beatles bemalt zu den eingangs erwähnten Wasserfällen zu fahren.

Der Beatles-Tourbus

Diese Wasserfälle - Saltos de Petrohué genannt - sind echt spektakulär, aber leider ziemlich überrannt. Man muss schon ziemlich schauen, das man mal einen gescheiten Blick auf die Gegend erwischt - ganz zu schweigen von einem Photo - bei dem nicht ein Besuschschwall dazwischen steht.

Insgesamt war die Atmosphäre also nicht das, was ich mir versprochen hatte. Die Saltos sind ungefähr 500 Meter von der Straße und damit faktisch von der Bushaltestelle entfernt und auf dem Weg vom einem zum anderen kommt man an 3 Eisbuden vorbei. Große Teile der unwirtlichen Felsbrocken sind mit Plattformen und Brücken überspannt, über die sich dann die Menschenmengen wälzen. Entsprechend wetzen da dann Kinder rum, die sich mit Eis vollschweinsen und unangebracht aufgebrezelte Tussis hezten auf Stöckelschuhen über die Wege. Das Hauptanliegen vieler der Touristen (mehrheitlich Chilenen) hier scheint darin zu bestehen, kurz vor dem Wasserfall zu posieren, in die Kamera zu grinsen und dann mit dem Trophäen-Photo wieder zurückzukehren. Die irre Landschaft wird dabei zur Randnotiz und dass sich das Nationalpark nennt ist eher eine Farce.

Um das genießen zu können, muss man wahrscheinlich sehr früh morgens oder im südamerikanischen Winter kommen.