05Februar
2013

Petrohué

Nach dem ich die letzten Tage ja eher auf der faulen Haut gelegen hatte, war es heute mal wieder an der Zeit für einen Ausflug, nachdem sich das Duschen richtig lohnt.

Ich wollte ja ohnehin in den Rosales-Nationalpark, um dort die Wasserfälle zu sehen. In meinem Hostel in Puerto Varas wurde aber gleich einen Tagestour angepriesen, in der dies enthalten war. Außerdem warb man mit der Erklimmung des Osorno-Vulkans und einigen Trekking-Abschnitten in bereits erwähnten Park.

Allerdings kam das aufgrund zu geringer Interessentenzahl nicht zu stande. Nach etwas herumfragen kam ich dann aber darauf, dies einfach auf eigene Faust zu organisieren, da reguläre Busse zumindest in den Park fuhren.

Das Wegenetz im Rosalespark ist aber nicht so zusammenhängend, wie zum Beispiel in Torres del Paine. Er liegt vielmehr um eine Straße herum. Man kann da an mehreren Stellen aus dem Bus steigen und von da aus loslaufen. Für den ersten Abschnitt wählte ich - in Anlehnung an die ursprünglich im Hostel angepriesene Tour - eine Strecke direkt am Allerheiligen-See.

Auf dem Weg waren nur sehr wenig Leute unterwegs, so dass man die Natur genießen konnte. Nachdem sich der Weg anfangs direkt am See entlangschlängelte, ging es nach etwa 30 Minuten in hügeliges Terrain, das von Regenwald bewachsen war.

Es war aber keine Regenzeit, sondern bullig warm und sonnig. Dies machte das ganze wandern erst recht anstrengend, als es aus dem Wald heraus ging und sich der Weg über eine Art Steppe schlängelte. Hier waren vor allem die Farben geradezu unglaubwürdig. Der Weg war von Asche schwarz und die "Wiesen" ringsherum bestanden aus vertrocknetem, weißen Moos. Es wirkte wir farbverkehrt.

Und mit ordentlich Abstand auch Bäume.

Nach gut drei Stunden, wurde mir dann die Ehre zuteil, eine noch im Bau befindliche Aussichtsplattform quasi als erster Tourist zu erklimmen. Da die Treppe noch nicht montiert war, musste man ein bisschen klettern.

Ich muss aber zugeben, das mir der Ruhm hier nicht alleine gebührt. Ein Niederländer war ebenfalls hochgeklettert. Er war zusammen mit seiner Frau in den Flitterwochen hier unterwegs und ich hatte die beiden schon zu beginn des Weges aufgegabelt.

Die waren dann auch so freundlich, mich danach mit ihrem Wohnwagen (was Holländer eben so haben - auch hier in Chile), mit den Beatles bemalt zu den eingangs erwähnten Wasserfällen zu fahren.

Der Beatles-Tourbus

Diese Wasserfälle - Saltos de Petrohué genannt - sind echt spektakulär, aber leider ziemlich überrannt. Man muss schon ziemlich schauen, das man mal einen gescheiten Blick auf die Gegend erwischt - ganz zu schweigen von einem Photo - bei dem nicht ein Besuschschwall dazwischen steht.

Insgesamt war die Atmosphäre also nicht das, was ich mir versprochen hatte. Die Saltos sind ungefähr 500 Meter von der Straße und damit faktisch von der Bushaltestelle entfernt und auf dem Weg vom einem zum anderen kommt man an 3 Eisbuden vorbei. Große Teile der unwirtlichen Felsbrocken sind mit Plattformen und Brücken überspannt, über die sich dann die Menschenmengen wälzen. Entsprechend wetzen da dann Kinder rum, die sich mit Eis vollschweinsen und unangebracht aufgebrezelte Tussis hezten auf Stöckelschuhen über die Wege. Das Hauptanliegen vieler der Touristen (mehrheitlich Chilenen) hier scheint darin zu bestehen, kurz vor dem Wasserfall zu posieren, in die Kamera zu grinsen und dann mit dem Trophäen-Photo wieder zurückzukehren. Die irre Landschaft wird dabei zur Randnotiz und dass sich das Nationalpark nennt ist eher eine Farce.

Um das genießen zu können, muss man wahrscheinlich sehr früh morgens oder im südamerikanischen Winter kommen.