Berichte von 04/2013

23April
2013

Zurück in die Zukunft

Nachdem ich ausgiebig jeden einzelnen Felsen inspiziert hatte, auf dem jemals ein Inka gesessen hatte, galt es, die Rückreise in das Land, wo Bier und Kaffe fließen, vorzubereiten. Dazu musste ich erstmal nach Lima kommen. Der Abwechslung halber entschied ich mich für ein von mir bisher noch nie genutztes Verkehrsmittel: Einen als Bus verkleideten Ofen auf Rädern.

Nicht nur, dass im Fahrzeug Temperaturen knapp unter dem Schmelzpunkt von Menschen vorherrschten, auch die ungleichmäßige Geschwindigkeit und das permanente Links-Rechts-Schaukeln machten aus der Fahrt eine den Magen stimulierende Erfahrung, die leider schon nach 21 Stunden mit der Ankunft in der peruanischen Hauptstadt vorüber war.

Der geringeren Chance aufs Ausgeraubtwerden wegen quartierte ich mich in Stadtteil Miraflores ein. Das war früher ein hübscher Badeort an der Pazifikküste, der aber schon vor Jahren vom urbanen Moloch Lima gefressen und in einen mit Hochhäusern vollgestellten Allerweltsvorort mit Meerblick verwandelt wurde. Von letzterem hatte ich aber nicht viel, da es über weite Teile des Tages sehr neblig war. Nicht, dass ich Miraflores pauschal schlechtreden wollte. Insbesondere am Strand hatte man mit viele kleinen Parkanlagen erfolgreich versucht, der Gegend ein aufgelockertes Stadtbild zu verpassen und insgesamt herrschte auch eine in Relation zur schieren Größe der Stadt (9 Mio. Einwohner) entspannte Atmosphäre.

Am 22. ging es dann vormittags zum Flughafen und ich konnte mir auf der Fahrt noch ein Bild vom groß angelegten Verkehrschaos in Lima verschaffen. Erfreulicherweise störten sich die Mitarbeiter von Copa Airlines beim Check-In nicht an meinem überladenen Rucksack, sodass die Anreise zum Zwischenstopp in Panama ohne Probleme von Statten ging. In Panama ging dann aber das Rätselraten los: Muss ich mein Gepäck abholen und für den Weiterflug nochmal einchecken oder funktioniert das ohne mein Zutun? Hinzu reiste ich ja auch schon mit Condor und Copa und da war mir erklärt worden, dass es kein entsprechendes Abkommen zwischen beiden Fluglinien gebe und ich mich selbst darum zu kümmern hätte. Aber das war ja auf einem anderen Flughafen, noch dazu in den USA und außerdem schon ein halbes Jahr her. Von Ahnungslosigkeit getrieben fragte ich noch in der Zollfreizone einen Copa-Mitarbeiter, welcher mir erklärte, dass ich mein Gepäck selbst abholen und neu einchecken müsse. Ich musste also formal gesehen nach Panama einreisen, um zur Gepäckausgabe zu kommen. Gesagt getan und nebenbei gleich noch eine zentralamerikanischen Stempel im Passport abgeholt. Allerdings stellte sich dass dann als Fehler heraus. Mein Gepäck war nicht aufzufinden und mir wurde versichert, dass mein Gepäck ja bis Frankfurt durchgebucht sei und ich mich deswegen natürlich nicht selbst darum zu kümmern hätte. Ich konnte aber auch nicht wieder aus Panama ausreisen und internationalen Raum betreten, da man dazu eine Bordkarte für den Weiterflug gebraucht hätte, welche ich nicht hatte, da der Condor-Schalter erst am nächsten Morgen wieder geöffnet würde. Ich durfte also 12 Stunden in der Vorhalle rumdümpeln und da gab es nicht viel, mit was man sich die Zeit hätte vertreiben können. Ich war jedoch nicht der einzige, der sich derartig an der Nase hatte herumführen lassen. Zum stundenlangen Kaffetrinken im einzigen Restaurant war ebenfalls eine (Mehr-oder-weniger) Frankfurterin verdammt. Irgendwann ging es dann aber doch weiter und nach dem Durchfliegen von 7 Zeitzonen Richtung Zukunft landeten wir zuverlässig am frankfurter Flughafen. Wenn ich wir sage, muss ich meinen Rucksack ausnehmen. Der war verschollen und lag (und liegt) wohl noch in Panama. Obwohl ich damit kein Einzelfall war, weiß ich nicht, was ich daraus lernen soll. Da hört man zu Hauf gruselige Geschichten bezüglich ausgeraubt oder bestohlen werden in Südamerika und es passiert einem nichts dieser Art. Aber immer wenn ich in Frankfurt bin, muss ich feststellen, dass mir Zeug fehlt. Vielleicht sollte ich die Stadt ja einfach meiden. Besonders angetan war ich von ihr ja ohnehin nicht und ich will mir auch nicht jedes Mal eine neue Jacke kaufen müssen, wenn ich gerade mal von dort komme. Ich bin aber noch optimistisch, dass mich mein Gepäck noch erreichen wird und da ich ja wieder angekommen bin und erstmal meinen Jetlag genießen kann, erkläre ich diesen Blogeintrag zum letzten.

Danke fürs Lesen.

19April
2013

Im heiligen Tal der Inka

Zu den wahrscheinlich bekanntesten Sehenswürdigkeiten Südamerikas gehören Cusco und die zahlreichen Inkaruinen ringsherum, allen voran Machu Picchu.

Dabei ist aber Cusco selbst schon eine Reise wert und ohne Zweifel eine der hübschesten Städte, die ich in Südamerika gesehen habe. Neben dem Stadtbild selbst gibt es da reichlich folkloristische Trachten und Tänze zu sehen, so zum Beispiel beim "Fest der Mühle", was wohl so eine Art Erntedankfest ist.

So sieht das Ganze dann im Einsatz aus.

Ganz in der Nähe der Stadt befinden sich einige Ruinen, die man auch zu Fuß erreichen kann. Ich hatte das auch vor, aber schon auf dem Weg wurde mir stattdessen ein Ausflug zu Pferde zu den Ruinen aufgeschwatzt. Zu den wichtigsten in der Nähe der Stadt gelegenen Ruinen zählt dabei die ehemalige Inka-Festung Sacsayhuaman (Schreibweise variabel). Einen erheblichen Teil haben die Spanier zwar zerkloppt und zum Bau von Kirchen benutzt, aber die Grundmauern haben sie stehen lassen - verständlich, denn schon das Kaputtmachen muss bei der Größe der verwendeten Steine eine Heidenarbeit gewesen sein.

Cusco war unter dem Namen Qosqo die Hauptstadt des Inkareiches und in diesem zentral gelegen. Entsprechend kann man in Tagesausflügen zahlreiche Ruinen oder Überbleibsel der Inka-Kultur erkunden. Meist gibt es dazu einen Guide, der versucht, Englisch zu sprechen, das aber meistens nicht wirklich kann. Ich hörte so tolle Sätze wie: "This rocks you see have not for function but restauration, but in the north of peru, which means tomb." Dazu muss man sich dann noch die absurde Aussprache denken. Meistens sieht oder ahnt man aber dennoch, was einem da erklärt werden soll.

Neben Ruinen wurde oft auch an den üblichen Märkten gehalten, an denen mehr Lamaponchos angeboten werden, als alle Touristen der Welt jemals kaufen könnten.

Und wenn dann alle was gekauft hatten gab´s wieder Ruinen:

In Chinchero durften wir dann in einem Crashkurs etwas althergebrachte Handwerkskunst erklären lassen:

Die Hauptattraktion der Gegend - Machu Picchu - hingegen ist so bekannt, dass man typischer Weise schon aus der Anreise eine mehrtägiges Ereignis macht. Aus den verschiedenen existierenden Möglichkeiten wählte ich die Dschungel-Tour. Der erste Tag war eine Abfahrt im Rad. Dabei wird man von einem wahnsinnigen Fahrer in einem Kleinbus auf einer engen Serpentinenpiste hoch auf einen Berg gefahren und dann von dort aus in das Dorf Santa Maria hinabzurollen. Die Straße hat keine Leitplanke und die Kombination aus tiefem Abgrund und irrwitzigem Fahrstil (immer mit quietschenden Reifen durch die Kurve) ist nicht weniger furchteinflößend, als zum Beispiel aus einem Flugzeug zu springen. Das Wetter war uns dabei aber nicht hold und es regnete nicht zu knapp, sodass wir allesamt klitschnass im Dorf ankamen. Der zweite Tag war dann eine längere Wanderung durch ein Gelände, was dem Namen der Tour auch gerecht wurde. Reichlich Bergauf und Bergab ging es, während man subtropische Flora und gelegentlich Faune erspähen konnte.

Am höchsten Punkt des Tages wurde uns eine Muschel als Musikinstrument vorgeführt.

Am dritten Tag gab es dann vormittags die Option, Zipline zu machen. Ich nahm mal daran Teil und fand es sogar besser, als die Male zuvor, da hier so Späße wie kopfüber oder in Superman-Pose erlaubt waren. Ich hoffe noch, dass mir dazu noch ein paar Photos zugeschickt werden. Während der zweiten Tageshälfte ging es dann zu Fuß weiter - die meiste Zeit die Bahnstrecke zwischen Cusco und Aguas Calientes entlang.

Abends kamen wir dann im Dorf "Aguas Calientes" an. Dieses liegt am Fuß des Machu Picchu (Quechua für "Alter Berg") und ist ein beliebter Zwischenstopp für die weiter oberhalb gelegenen Ruinen.

Am nächsten morgen hieß es dann um 4:00 aufstehen, um vor den mit dem Zug anreisenden Touristen bei den Ruinen anzukommen. Die gut 400 Höhenmeter kann man wahlweise im Bus oder zu Fuß überwinden - letztere war selbstredend meine Variante. Man steig dabei hauptsächlich alte Inka-Treppen hinauf, was entsprechend anstrengend ist. Oben angekommen gab es dann noch im Morgendunst eine Führung mit einem - welch Überaschung - schlechten Guide.

Nach dem Ende der Führung kletterte ich dann mit ein paar der anderen auf den Huayna Picchu ("junger Berg") hinauf. Da sich der Nebel währenddessen gänzlich verzog, gab es einige Panoramaansichten, die die von Machu Picchu aus noch übertreffen. Allerdings hat der Aufstieg es echt in sich. Was Treppen anbelangt, so ging bei den Inka wohl Quantität vor Qualität. Gefühlte 2.000 knie-hohe Stufen muss man sich nach oben kämpfen, was insbesondere nach dem Aufstieg zum Machu Picchu recht schweißtreibend ist.

Nach der Rückkehr vom Huayna Picchu blieb dann noch Zeit, die Ruinen etwas auf eigene Faust zu erkunden und ein paar der angrenzenden Sehenswürdigkeiten zu erlaufen.

...und spazieren wie selbstverständlich durch Straßen und über Treppen. Das da hinten rechts ist der Huayna Picchu.

Nach dem Abstieg ging es dann mit Zug und Bus zurück nach Cusco. Ein Glück, dass alle immer an den gleichen Stellen aussteigen. Von dem ganzen Rauf-und-Runter-Laufen war ich dann doch recht müde und hätte wohl den Zughalt in Ollantaytambo, an dem wir zum Bus wechselten, glatt verpasst.

09April
2013

Der Titicaca-See

Nach dem gestrigen Grenzübertritt von Bolivien nach Peru war da heute das erste Highlight fällig: Der Titicaca-See.

Den teilen sich Bolivien und Peru und in sowohl in Chile als auch in Argentinien habe ich schon gehört, dass Peru den Titi- und Bolivien den Caca-Teil habe. Hier hat man mir das noch nicht bestätigt, aber um mir mal selbst ein Bild davon zu machen, entschloss ich mich, den größten See Südamerikas von Puno aus zu erkunden.

Puno selbst ist eine halbwegs große aber nicht besonders sehenswerte Stadt. Sie liegt aber direkt am Ufer und von ihr aus kann man in einem Tagesausflug gleich mehrere Inseln erkunden.

Die bekanntesten davon sind sicherlich die schwimmenden Inseln der Uros. Das sind Ureinwohner, die ihr Leben zu großen Teile auf selbst gebastelten Inseln aus Schilf verbringen. Wie die eigentlich dazu gekommen sind, weiß man nicht mehr, aber gehalten haben sie sich dort bis heute. Die Uros sind in kleinen Grüppchen organisiert und haben ihre eigene Hierarchie. Auf der von uns besuchten Insel konnten wir außerdem eine kleine Tour in einem der Binsenboote machen. Aurelio - also der Präsident der Insel höchstpersönlich - war unser Steuermann.

Auf der Insel gab es ziemlich viele kleine Mädchen, die bunte Bommeln in den Haaren hatten. Der Präsident am Werk: Rundfahrt durch die Uro-Inseln

Außerhalb der Bucht von Puno liegt die Insel Taquile, die sehr hübsch und für ihre eigene Kultur bekannt ist. Bewohnt wird sie von Quechua-Indianern - Nachfahren der Inka. Die Männer tragen im Wesentlichen von den Spaniern eingeschleppte Kleidung. Nur bei den Hüten machen sie eine Ausnahme. Deren verschiedene Farben und Formen geben Aufschluss über sozialen Rang und Status. Bei den Frauen haben die Röcke die gleiche Funktion.

07April
2013

Auf der Yungasstraße

Was macht man, wenn man von einer Straße durch den Regenwald hört, die ohne Leitplanken an tiefen Abgründen entlang führt und die 1995 gar zur gefährlichsten Straße der Welt erklärt wurde? Richtig - man befährt sie.

Zu erwähnen ist, dass die Straße seit 2006 vom regulären Straßenverkehr nicht mehr genutzt wird, da es eine um Längen bessere und vor allem breitere Ausweichstraße gibt. Alles was sich jetzt noch auf der Yungasstraße rumtreibt, sind Radfahrer, die sich auf den Gipfel bringen lassen und dann - vorzugsweise mit Downhillrädern - runterrollen. Da die Strecke für ein Rad keineswegs schmal ist und es überdies keinen Gegenverkehr gibt, ist das also kein allzu gefährliches Unterfangen mehr. Spektakulär ist die Strecke aber dennoch. Durch viele aufsteigende Wolken kann man an vielen der bewachsenen Felshänge weder das obere noch das untere Ende sehen, was der Landschaft etwas sehr mystische gibt. Außerdem gibt es viele überhängende Felsen, unter denen man durchfährt sowie viele kleinere Wasserfälle. Gelegentlich hat man, wenn die Wolken etwas aufreißen, einen spektakulären Blick ins Tal.

Für den Adrenalinschub sorgt dabei das mehrstündige Bergabfahren, bei dem insgesamt etwa 3000 Höhenmeter überwunden werden.

Dabei ging der erste Teil über die neue Straße. Wenngleich es gelegentlich recht steil war, so war diese Stück doch in einem Zustand, der auch das Herabfahren mit einem Klapprad erlaubt hätte.

Es geht aber ständig recht deutlich bergab.

Nach einer Weile kamen wir dann zum Abzweig zur ursprünglichen Strecke. Da es zunächst ein gutes Stück bergauf ging, setzten wir uns wieder in den Bus, um dann nach 20min Fahrtzeit den eigentlichen Startpunkt zu erreichen.

Im Gegensatz zum ersten Teil ging es hier auf einer schmalen Schotterpiste irgendwo ins Ta hinab. Die Aussicht war spektakulär und aufgrund des holprigen Untergrunds lohnte sich auch die Vollfederung  (Marzocchi DropOff und Fox Van, falls das jemanden interessieren sollte).

Die Strecke verläuft mitunter an sehr steilen Abhängen entlang.

Für den Rückweg nahmen wir übrigens den Bus und die ausgebaute Straße.

Es gibt von der Fahrt auch ein paar Videos. Ein paar habe ich mal hochgeladen:

http://youtu.be/F8vuk-WWvuM

http://youtu.be/X-75uHuJzlo

http://youtu.be/WuP3ko9XxCE

03April
2013

Die weiße Stadt

Das argentinische Salta und das chilenische La Serena sind für ihre schönen, von Architektur im Kolonialstil geprägten Innenstädte bekannt, aber daran gemessen verblassen sie deutlich im Vergleich mit dem bolivianischen Sucre. Zwar ist Bolivien das ärmste der südamerikamischen Länder, aber das Stadtzentrum von Sucre ist dennoch in sehr gutem Zustand. Vor allem aber wurde das Errichten stilfremder Gebäude schon vor Jahren untersagt, sodass sich auch neuere Bauten harmonisch in das sehr homogene Gesamtbild einfügen.

Auch in Bolivien beliebt: Sich bei hohen Temperaturen mal ein Eis gönnen. Vom Franziskanerkloster oberhalb der Stadt hat man eine schöne Aussicht.

Viele Touristen kommen ja nach Sucre, weil es hier ein großes Angebot an günstigen Sprachschulen gibt. Aber es gibt auch ein paar Ausflüge in die Umgebung, die man machen kann. Eigentlich wollte ich ja eine Vorschlag nachkommen und mal Canyoning ausprobieren, aber dafür fanden sich keine anderen Teilnehmer, sodass ich mich eher spontan mal für's Klettern entschied. Das war vor allem für die Finger recht anstrengend, aber in jedem Falle eine Sache, die zu wiederholen sich lohnt.